Hamburg - Die Leipziger Cargofluglinie AeroLogic GmbH darf auf ihren Flügen zwischen Europa und Hongkong kein russisches Staatsgebiet überqueren. Grund ist die anhaltende Weigerung des Moskauer Transportministeriums, der Gemeinschaftstochter von DHL Express und Lufthansa Cargo die bereits vor Monaten beantragten Überflugrechte zu erteilen. "Wir gehen aber davon aus, diese Genehmigung bald zu erhalten", kündigte AeroLogic-Geschäftsführer Ulf Weber jetzt gegenüber den Mitgliedern des Hamburger Luftfahrt-Presseclubs an. Das wird frühestens klar, wenn die nächste turnusmäßige deutsch-russische Konferenz über Verkehrsrechtsfragen am 12. März endet. Bis dahin müssen die AeroLogic-Frachter auf der Strecke Leipzig-Hongkong russisches Territorium großräumig umfliegen, was Zeitverluste und höhere Treibstoffkosten verursacht.
Mit ihrer restriktiven Haltung will die Moskauer Regierung laut Fachleuten den eigenen Frachtfliegern Wettbewerbsvorteile gegenüber externen Konkurrenten sichern. "Aufgrund ihrer vergleichsweise kürzeren Flugstrecke zwischen China und Westeuropa haben sie weniger Kosten, weshalb sie den Kunden günstigere Transportpreise anbieten und dadurch Marktanteile abjagen können", sagt Analyst Dirk Steiger von der Frankfurter Aviainform GmbH.
Andererseits entgehen dem russischen Staat so Einnahmen, die er von ausländischen Gesellschaften für die Gewährung von Überflugrechten abkassiert. Diese so genannten Royalties, zahlbar an das Moskauer Transportministerium, sind extrem teuer. Danach müssen Airlines nach Information der WELT jährlich 2,5 Mio. Dollar für wöchentliche Hin- und Rückflüge zwischen Europa und Fernost überweisen. Mit den Geldern sollen die russischen Flughäfen modernisiert werden; erhebliche Teile fließen nach Information der WELT aber auch örtlichen Airlines wie der Aeroflot, dem Frachtflieger Air Bridge Cargo oder der Transaero direkt zu. Gegen diese Subventionspraxis protestiert die Vereinigung Association of European Airlines (AEA) seit Jahren vergeblich. Indes läuft die noch zu Sowjetzeiten mit der EU getroffene Vereinbarung 2013 aus. Sie soll durch ein liberales europäisch-russisches Luftverkehrsabkommen ersetzt werden.
QUELLE: WELT.DE