Felder und Meer decken den Tisch
Einfach, ehrlich, erdverbunden - Menorcas echte Küche kommt wieder zu Ehren
Bon profit! Auch wenn die Preise mancher caldereta das Gegenteil vermuten lassen - der klingende Tischgruß gilt nicht dem Wirt, der händereibend die Rechnung präsentiert, sondern wünscht schlicht und einfach guten Appetit. An die 440 Restaurants mit über 26200 Plätzen kümmern sich auf Menorca um das leibliche Wohl der Gäste. Eine eher oberflächliche Qualitätseinteilung - sie bezieht sich vor allem auf Sauberkeit, Ausstattung und Platzangebot - vergibt die Balearen-Regierung für Restaurants (Gabeln als Symbol), Bars (Kelche) und Cafeterias (Tassen). Ein Symbol bezeichnet die schlichteste Qualität, drei das Spitzenangebot.
Knapp ein Drittel der Lokale Menorcas sind reine Ferienbetriebe, die mit dem Saisonende schließen und für gewöhnlich eine mehr oder weniger gute „internationale Küche“ anbieten, sprich: Beefsteak, Chicken, Hamburger, gelegentlich auch Fisch, meistens mit einer großzügigen Portion Pommes frites und etwas Salat. Wer das einmal probiert hat, weiß, wie es überall schmeckt, und wird dann vielleicht neugierig darauf werden, was in den greixoneres und olles (Tonschüsseln und -töpfen) des Landes sonst noch brodelt. Um es gleich vorwegzunehmen: Der Versuch lohnt sich. Menorcas Küche ist einfach und herzhaft, im Zweifelsfall kalorienreich und schmackhaft. Im Kochtopf vermischen sich Kulturen, die in der Geschichte unvereinbar blieben. Arabische und katalanische Grundrezepte erhalten einen pragmatischen britischen touch oder werden um eine feine französische Note bereichert. Gegessen wird, was die Felder und das Mittelmeer hergeben: typische Gemüse wie Tomaten, Artischocken, Erbsen, Bohnen, Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren und Kohl, dazu Wild, Lamm, Kalb, Schwein und viel frischer Fisch und andere Meeresfrüchte - alles bevorzugt zubereitet mit Knoblauch, Olivenöl und den aromatischen Kräutern der Insel, wie Thymian und Rosmarin.
Als Menorca-Menü der gehobenen Klasse bietet sich par excellence die caldereta an: Languste in zarter Gemüsebrühe (Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, Tomate, Lauch, abgeschmeckt mit zwei Esslöffeln Kognak und etwas Petersilie). Um die 65 Euro kostet die Portion; für diesen stolzen Preis darf der Gast eine lebende Languste verlangen, die dann im Kochtopf zur kulinarischen Köstlichkeit wird.
Schon am Flughafen begegnet man wahren Gebirgen von ensaïmadas, jenem schneckenförmigen, luftigen Hefegebäck, das in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Füllungen, z.B. cabello de ángel (Kürbiskonfitüre), crema (Pudding) und nata (Schlagsahne), in fast allen Bäckereien der Insel zu finden ist. Wichtig bei der Zubereitung: Die echte ensaïmada wird in ausgelassenem Schweineschmalz (daher auch ihr Name: „Geschmalzene“) gebacken. Crespells hingegen sind trocken, krümeln leicht und sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Bei den Wurstwaren der Insel steht die sobrasada, eine Streichwurst aus Schweinefleisch, die durch roten Paprika ihre charakteristische Rotfärbung erhält, an erster Stelle. Sie wird gern auch in Scheiben geschnitten und gebraten und sogar mit Honig oder ensaïmadas kombiniert. Auch butifarrones (Blutwürste) und carn i xulla (eine grobe Salami mit Pfeffer) werden überall angeboten, ebenso wie der berühmte Menorcakäse, der Queso Mahón-Menorca.
So sicher der Gin mit den Engländern nach Menorca kam, so sicher ist auch, dass die Menorquiner an der Spirituose, die ihnen als gin geläufig ist, Geschmack gefunden haben. Eine Brennerei stellt ihn noch nach alten Rezepten im Hafen von Maó her. Ein beliebter Inselcocktail erfrischt unter dem Namen pellofa mit Gin, der durch einen guten Spritzer Soda auf Trinkstärke verdünnt ist und mit Zitronenschale serviert wird. Besonders an Festtagen wird auch reichlich der pomada zugesprochen, einem Mix aus Gin und Limonade.
Der herbes (spanisch hierbas, „Kräuter“) kommt ursprünglich von der weiter westlich gelegenen Baleareninsel Ibiza, doch bekommt man auch auf Menorca hervorragende Exemplare dieses süßen, gelblichen Kräuterlikörs. Zwei regionale Besonderheiten sind dagegen der typisch menorquinische Kamillenlikör sowie der palo, ein Likör, der aus den Früchten des Johannisbrotbaums hergestellt wird.
Albergínies al forn
gebackene Auberginen: mit Brot, Ei, Gewürzen und Auberginenfleisch gefüllte Auberginenhälften werden im Ofen gebacken
Arròs brut
„schmutziger Reis“: Reistopf mit Fleisch, Blutwurst, Erbsen, Bohnen, Knoblauch und Kräutern
Calamar farcit
gefüllter Tintenfisch: angebratene Tintenfische werden mit einer Mischung aus gehacktem Brötchen, Petersilie, Knoblauch, Ei und Pinienkernen gefüllt und im Ofen geschmort
Carabassons al forn
gebackene Zucchini: gleiche Zubereitung wie albergínies al forn
Coca de verdura
Hefeteigplatten, die mit Gemüse belegt sind
Greixonera de brossat
im flachen Tontopf mit Zitronenschale und Zimt gebackener Schichtkäse, eine cremig-leichte Nachspeise
Llom amb col
mit Weißwein, Speck, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Thymian in einem Tontopf gegarter Kohl-Fleisch-Eintopf
Oli i aigua
Gemüsesuppe auf Tomatengrundlage, serviert in Tonschalen und mit dünnen Brotscheiben
Olla de mongetes
kräftige Bohnensuppe mit Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und weißen Bohnen
Peix en es forn
Fisch aus dem Ofen: Heilbutt, Rotbarsch oder eine ähnliche Fischsorte mit Kartoffeln, Rosinen, Pinienkernen, Spinat und Tomaten im Ofen gebacken
Perdiu amb col
Perlhuhnbrüste werden angebraten und im Tontopf gegart. Mit Mehl bestäubte Kohlblätter werden in Öl goldgelb gebraten und im Tontopf mit den Perlhühnern serviert
Pilotes
winzige Fleischbällchen in Tomaten- oder Mandelsoße, in fast allen Bars als Tapa erhältlich
Sofrit
Gemüsepfanne aus Zwiebeln, Paprika, Tomaten und Knoblauch, als Beilage oder zum Belegen von Teigplatten (coques)
Sucht euch was aus!
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