Flughafen-Ausbau
Starterlaubnis für Kassel-Calden
VON PETER DIETZ
Der Flughafen Kassel-Calden darf mit Steuergeld erweitert werden. Das hat am Mittwoch die Europäische Kommission in Brüssel beschlossen. Der Ausbau "sei zum Erreichen gemeinschaftlicher Ziele notwendig", begründen die EU-Kommissare ihren Spruch. Calden könne etwa den Frankfurter Flughafen entlasten, auf dem künftig knappe Kapazitäten und Einschränkungen bei Nachtflügen zu erwarten seien.
Für den Flughafen stellen das Land Hessen, Stadt und Landkreis Kassel sowie die Gemeinde Calden insgesamt 114 Millionen Euro bereit. Damit soll die Verkehrsanbindung der Regionen Nordhessen, Südost-Niedersachsen und Thüringen verbessert werden. Das Projekt könne den Ausbau einer Start- und Landebahn, zugehöriger Rollwege und Vorfelder, eines Terminals für die Abfertigung ankommender und abreisender Fluggäste sowie zusätzliche Gebäude und technische Anlagen umfassen, teilt die EU-Kommission mit. Das Gremium ist die oberste Wettbewerbsaufsicht in der EU.
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Mit dem Ausbau werde nun zügig begonnen, kündigte Hessens Verkehrsminister Dieter Posch (FDP) an: "Die Menschen in der Region warten schon zu lange auf den Beginn der Baumaßnahmen." Er sei froh, dass sich viele Unternehmen rund um Kassel angesiedelt hätten, die dringend auf den Flughafenausbau warteten, sagte Posch. Dies sei "ein guter Tag für die Arbeitsplatzentwicklung in Nordhessen", ergänzte Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Denn in Kassel-Calden baue man der Nachfrage nach Flughafen-Infrastruktur hinterher.
Streitfall
Die Piste des Flugplatzes Calden ist für größere Maschinen zu kurz. Für 151 Millionen soll sie nun verlängert werden. Das soll 2000 Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Schub für die Region bringen. Umstritten ist das Projekt: Anwohner und umliegende Gemeinden klagen. Sie fürchten Fluglärm und Abstürze und bezweifeln die Wirtschaftlichkeit. Das Ausbauvorhaben am Flughafen Kassel-Calden wurde erst vor rund einem Jahr bei der EU-Kommission angemeldet. Im Juni 2008 hatte der Hessische Verwaltungsgerichtshof Klagen und Eilanträge gegen den Ausbau verworfen.
Laut Posch kann mit den Vorbereitungen der Arbeiten sofort und ohne Auflagen begonnen werden, so dass die neue Start- und Landebahn voraussichtlich im Frühjahr 2012 in Betrieb genommen werden könne. Die Entscheidung sei ein "großer Schritt nach vorne", sagte Jörg Ries, Sprecher der Geschäftsführung des Flughafens.
Es gebe keinen Anlass zur Befürchtung, dass die aktuelle Finanzkrise die langfristige Wachstumsperspektive des Flughafens in Frage stellen könnte. Zyklische Einbußen beim Verkehrsaufkommen seien in der Vergangenheit stets durch nachfolgend überproportionale Zuwächse mehr als kompensiert worden. Ries will nun rasch loslegen.
Ende 2009 könnten die Arbeiten im Erdbau und Tiefbau in Angriff genommen werden. Bis dahin werde auch das Bundesverwaltungsgericht entschieden haben, ob eine Revision der Ausbaugegner zugelassen wird.