Neuer Antrieb macht Flugzeuge zu „Rollfeld-Flüsterern“

  • Leise und abgasfrei über die Piste: Eine vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelte neue Antriebstechnik für Flugzeuge auf dem Rollfeld soll den Lärm an Flughäfen verringern und Treibstoff sparen.
    DÜSSELDORF. Drei Jahre haben die Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) getüftelt, jetzt ist ihr neues Antriebssystem fertig für den Test im Flugzeug. Kern der neuen Technik ist ein Brennstoffzellensystem im Bugrad der Maschine. Es ermöglicht dem Flugzeug, unabhängig von Schleppfahrzeugen und ohne den Einsatz der Haupttriebwerke die Parkposition zu erreichen oder bis zur Startposition zu rollen.
    „Damit lassen sich bis zu 27 Prozent der produzierten Emissionen am Flughafen und bis zu 100 Prozent des Lärmes während des Rollvorganges einsparen“, so Josef Kallo vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik. Der Antrieb besteht aus zwei elektrischen Motorantrieben, die in den beiden Felgen des Bugrades eingebaut sind. Die elektrische Energie liefert ein
    Brennstoffzellensystem, welches das Bugrad eines bis zu 70 Tonnen schweren Flugzeugs antreiben kann.
    Als direkter elektrochemischer Energiewandler, der aus Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie produziert, arbeitet die Brennstoffzelle deutlich effizienter als ein Verbrennungsmotor mit gekoppeltem Generator. So lassen sich etwa beim Kurzstreckenbetrieb mit bis zu sieben täglichen Starts und Landungen 200 bis 400 Liter Kerosin am Tag einsparen. Dass Maschinen mit dem neuen Antrieb auf den Einsatz der Triebwerke am Boden verzichten könnten, würde sich positiv auf die Wartungsintervalle auswirken. Die DLR-Experten rechnen mit Einsparungen
    von bis zu 1200 Stunden pro Jahr bei der Betriebszeit eines Triebwerks. Für den Flughafen brächte der Bugradantrieb zudem eine massive Lärmentlastung: Der elektrische Antrieb zieht das Flugzeug nahezu geräuschlos über das Rollfeld, zu hören wären allenfalls die Ventilatorengeräusche des Brennstoffzellensystems.

    Seine Leistungsfähigkeit hat das System, das vom DLR gemeinsam mit den Partnern Airbus und Lufthansa entwickelt wurde, bereits im Labor und auf dem Rollenprüfstand unter Beweis gestellt. Jetzt stehen die ersten Rollfeldversuche an, für die ein Airbus A320 mit dem neuen Antrieb ausgestattet wurde. Spätestens im April 2011 soll dieser „Rollfeld-Flüsterer“ erstmals zum Testeinsatz kommen.
    Quelle: Handelsblatt

    Grüße aus EDDL

    Rainer

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    • Offizieller Beitrag

    Hoert sich gut an. Die APU muesste aber trotzdem laufen (bei jetzigem design) weil sonnst keine Bremsen etc....

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  • hmmm, birgt die Brennstoffzelle dann nicht ein riesiges Gefahrenpotential bei einem Unfall?

    mfg
    Günter

    11474   1663846

  • Bei besagtem Test-A320 täte mich wirklich interessieren, wie viel Umbau da nötig ist. Weil, wo Toto die Bremsen anpricht: Auch mit laufender APU macht die noch lange keinen Druck aufs Grüne HYD-System (an dem das normale Bremssystem hängt) und auch nicht auf's Gelbe (als alternate System mit angehängtem Accumulator, der nach ca. 5 mal Bremsen leer ist). Dazu müsste, wenn ich das so aus dem Kopf hinbekomme, die gelbe elektrische Hydraulikpumpe laufen (womit alternate schon mal gehn würde) und evtl. über die PTU noch das grüne System bedrucken. APU würde dann nur Strom liefern für die Pumpe und natürlich auch die komplette Avionik und Air Conditioninge etc. Also allein deswegen gehts nich ohne APU.

    Nachtrag: eben noch gesehen, dass auch Nose Wheel Steering am Grünen Hydrauliksystem hängt. Also ohne selbiges wird's nicht gehen.

    Aber wie is das denn dann mit den Engines? Man kann ja schlecht mit kalten Trieblingen an den Holding Point, dann mal eben anlassen und sofort ab die Luzi, Vollgas. Ich hab im Kopf irgendwas von um die 3 Minuten Aufwärmzeit. Also lohnt sich das Ganze erst wirklich auf recht großen Plätzen mit Taxizeiten von um die 10 Minuten, oder?

    - Jü

  • Hmmm, was soll die Brennstoffzelle denn antreiben? Einen E-Motor oder einen "normalen" Motor? Beim E-Motor könnte hier die Lösung zur Bremse liegen. Der E-Motor könnte als Generatorbremse genutzt werden. Läuft beim Zug ja auch so. Vielleicht liegt da die Lösung? Keine Ahnung.

    mfg
    Günter

    11474   1663846

  • Hmmm, was soll die Brennstoffzelle denn antreiben? Einen E-Motor oder einen "normalen" Motor? Beim E-Motor könnte hier die Lösung zur Bremse liegen. Der E-Motor könnte als Generatorbremse genutzt werden. Läuft beim Zug ja auch so. Vielleicht liegt da die Lösung? Keine Ahnung.

    Hab ich mir auch schon überlegt. Hat der ICE3 nicht solche Bremsen, meine "Induktionsbremsen" hießen die...

  • Ich habe keine Ahnung, ich habe keine Ausbildung auf dem ICE3. Kann aber mal nen Kollegen fragen. Ich weiß das er die normalen Scheibenbremsen, Wirbelstrombremsen und die E-Bremse hat...

    Aber bei unserem S-Bahn ET ist es ja auch so, der bremst nur noch zum Stillstand hin mit Luft, sonst komplett ohne. Beim 644 ist es auch fast so, aber da kommt die Scheibenbremse noch zum Einsatz wenn ich stärker einbremse.

    War jetzt auch einfach nur ein dummer Gedanke von mir gewesen. Wäre ja jedenfalls technisch so möglich. Aber wie Jürgen das schon gesagt hatte, die Engines müssen doch eigentlich warm sein beim Take Off? Na ja, wir werden es wohl sehen.

    mfg
    Günter

    11474   1663846

  • Aber wie Jürgen das schon gesagt hatte, die Engines müssen doch eigentlich warm sein beim Take Off? Na ja, wir werden es wohl sehen.


    Aber so ewig lange werden die doch auch nicht brauchen, um auf Temperatur zu kommen, oder? Fährste eben am Anfang die ganze Zeit mit Elektromotor und machst die Engines erst nach 2/3 der Rollstrecke an... wenn ich manchmal die Schlange an der 25R in FRA fürn Takeoff sehe, dann müsste da doch bei weitem genug Zeit sein, die Engines warmlaufen zu lassen.
    Und m.M.n. darf man das ganze nicht nur auf den Weg zum Start begrenzt betrachten. Auch nach der Landung lässt sich da einiges einsparen... gibt ja doch den einen oder anderen Airport bei dem man nach der Landung erstmal noch ne halbe Ewigkeit taxeln darf und da muss dann nicht mehr viel "warmlaufen" -> Spriteinsparungen.

  • Wieviel soll denn der Antrieb wiegen??

    "When my time on Earth is gone, and my activities here are past, I want they bury me upside down, and my critics can kiss my ass."Bob Knight


    „Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand.“Arthur Schopenhauer

  • Naja, der TaxiBot wirft ja selbiges "Problem" auf... Es ist aber eigentlich kein Problem, denn wenn ich mein Triebwerk 3 Minuten vorm T/O anlasse, spare ich in Frankfurt trotzdem mal locker 5 bis 10 Minuten. Der E-Antrieb/Taxibot (den ich eigentlich Preferiere und nicht verstehe warum da Parallel entickelt wird, anstatt zusammen) kann ja auch kurze Zeit zusätzlich zum Triebwerk Laufen, der muss ja nicht zwangsweise exakt genau vorm Engine Start "entkuppelt" werden.

    Ich kann mir aber nicht vorstellen das das was wird, grad wenn man bedenkt das z.B. die Hydraulik-System umgemauschelt oder abgeänder werdn müssen - eine Brennstoffzelle irgendwo sitzt. Klingt mir alles etwas "komisch". Dann eher Taxibot, der bedarf keiner Umbauten (Wobei da nicht verstehe warum den nicht direkt der Schlepperfahrer fährt...)

    Mit freundlichen Grüßen

    Patrick
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