ZitatAlles anzeigenFlugzeugcrash-Simulation
Flughafen probt die Riesen-KatastropheEine Kollision zweier Flugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen fordert Todesopfer und hunderte Verletzte – dieses Schreckensszenario wird am 9. Oktober auf der neuen Landebahn durchgespielt. Getestet werden neuartige Armbänder mit Mikro-Chips.
Hunderte Sirenen werden in Frankfurt ertönen, wenn Professor Leo Latasch und sein Team am 9. 0ktober auf dem Flughafengelände den Ernstfall simulieren. Die Verantwortlichen des Forschungsprojekts SOGRO - Sofortrettung bei Großunfall – haben sich für ihr Schreckensszenario die neue Landebahn Nordwest ausgesucht: Dort prallen zwei Flugzeuge zusammen. Dutzende Menschen sterben, 500 werden verletzt.Das Ausmaß erinnert an die Tragödie auf der Duisburger Loveparade: Bei einer Massenpanik kamen dort im Juli dieses Jahres 21 Menschen ums Leben, es gab mehrere hundert Verletzte.
2.500 Menschen an Übung beteiligt
In Duisburg herrschten beim Rettungseinsatz laut Experten teils chaotische Zustände. Dies soll sich nicht wiederholen. Der Leiter des Frankfurter Rettungsdienstes, Latasch, und sein Team wollen mit dem Einsatz neuer Technologien erreichen, dass Unfallopfer künftig schneller medizinisch versorgt werden.
Rund 2.500 Menschen beteiligen sich an dem Szenario auf dem Flughafen, darunter 1.250 Rettungskräfte aus ganz Hessen. Es werden Beobacher aus der ganzen Welt erwartet, etwa aus Singapur, Israel, Saudi Arabien, Indien, Ungarn oder Österreich. Auch aus ganz Deutschland kommen Experten, um die Übung zu verfolgen.
Die rund 500 Verletzten werden unter anderem von Schülern der Wiesbadener Schauspielschule gespielt. Um das Unglück möglichst realistisch zu gestalten, werden sie entsprechend geschminkt.
Verletzte werden elektronisch erfasst
Bislang notierten Sanitäter am Unglücksort auf verschiedenfarbigen Anhängekarten, welches Opfer wie schwer verletzt ist. Bei der so genannten Triagierung werden den Opfer nun stattdessen farbige Armbänder mit Mikro-Chips angelegt, auf denen die wichtigsten Daten gespeichert werden.
"Mit einem speziellen PDA erfassen die Helfer den Zustand des Patienten, seine Behandlung und den Krankentransport", erklärte Mario Di Gennaro, Projektmanager beim Deutschen Roten Kreuz Frankfurt. Die Daten auf dem Computer werden dann an die Kliniken übermittelt. Mit dem PDA sollen auch Fotos von den Patienten gemacht werden, dies ist jedoch datenschutzrechtlich umstritten.
Rund 100 Krankenwagen im Einsatz
Der Notfallplan der Stadt Frankfurt sieht vor, dass rund 100 Rettungswagen die Verletzten nach dem vermeintlichen Unglück in die 16 Kliniken bringen. Sie fahren mehrfach zwischen Unglücksort und Kliniken hin und her. Der städtische Rettungsbetrieb läuft derweil ganz normal weiter, betonte Di Gennaro.
Bei der Übung sollen die Krankenwagen über die Autobahnen - insbesondere die A3 - nach Frankfurt hineinfahren, wie Di Gennaro erklärte. Medienberichte, denen zufolge die Autobahnen rund ums Frankfurter Kreuz gesperrt würden, wies er allerdings zurück. Dies sei "schlichtweg falsch", sagte er.
Buchmesse und Beginn der HerbstferienUm den Verkehrsfluss sorgten sich bereits auch die Verantwortlichen der Frankfurter Buchmesse. Die Messe findet genau am selben Wochenende statt, insgesamt werden 60.000 Besucher erwartet. "Es hat mit der Messe ein Gespräch auf höchster Ebene stattgefunden", so Di Gennaro. Darin hätten die Projektverantwortlichen darauf hingewiesen, dass der Einsatz der Rettungswagen keinen Einfluss auf die Verkehrssituation habe.
Nicht nur die Buchmesse läuft am Wochenende der Übung, auch die Herbstferien beginnen. Der Flughafenbetreiber Fraport habe aber keine Bedenken, so Di Gennaro. Der Katastropheneinsatz hätte zwar auch an einem anderen Ort geprobt werden können. Angesichts seiner Größe bot er sich aber besonders gut als Schauplatz für die Katastrophenübung an. Die Fraport profitiert übrigens auch davon: Sie verbindet mit der Aktion ihre alle zwei Jahre stattfindende, gesetzlich vorgeschriebene Notfallübung.
Quelle: hr-online.de
Weitere Informationen zu Hintergründen und Ablauf der Übung gibt es unter dem Quellenlink...