ZitatAlles anzeigenEin starker Ruck, der Zug kippte, dann gingen die Lichter aus: Ein Regionalexpress ist in der Nacht mit einem Güterzug im niedersächsischen Peine zusammengestoßen. Mehr als ein Dutzend Menschen wurden verletzt, mehrere mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
Peine - Die Schienen wurden zerstört, die Strecke bleibt bis auf weiteres geschlossen: 16 Menschen wurden verletzt, als am späten Mittwochabend zwei Züge im niedersächsischen Peine zusammenstießen. Ein Mann wurde schwer verwundet.
Gegen 23.30 Uhr entgleiste ein Güterzug auf der Strecke Braunschweig-Hannover, drei Wagen fielen auf die Schienen eines entgegenkommenden Personenzuges. 66 Menschen waren an Bord, als der Regionalexpress in die Unfallstelle fuhr. Die Lok und die ersten beiden Doppelstockwagen wurden durch die Wucht des Zusammenpralls aus den Gleisen gehoben, sagte ein Polizeisprecher. Die Waggons durchbrachen einen Gartenzaun und landeten im Vorgarten eines Wohnhauses an der Bahnstrecke.
Ein Passagier alarmierte vom Zug aus Polizei und Feuerwehr. "Das war ein riesiger Schock für mich", sagte ein Mann, der im Regionalexpress gesessen hatte. Ein anderer Fahrgast berichtete: "Erst hat der Zug gebremst, dann gab es einen starken Ruck, und der Zug kippte weg."
Ein Lokführer wurde schwerverletzt in die Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover geflogen. Von den 15 leicht Verletzten wurden sieben im Krankenhaus behandelt. Nach ersten Erkenntnissen blieb der Zugführer des Gütertransports unverletzt.
Wieso der mit Kies beladene Güterzug entgleiste, war zunächst völlig unklar. Er entgleiste nur ein paar Meter vor einer massiven Brücke, die eine vierspurige Bundesstraße über die Schienen führt. "Das war wie ein Gewitter", berichtete eine Augenzeugin, die in dem angrenzenden Haus wohnt. "Das ganze Haus hat gewackelt, dann gab es einen Blitz von der Oberleitung, und dann war erst einmal Stille", sagte ein weiterer Anwohner.
Die Bergung der Waggons gestaltet sich schwierig. "Es sieht chaotisch aus", sagte ein Polizeisprecher. Der Deutschen Bahn zufolge ist ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Die Schienen wurden demnach zerstört und müssen ausgetauscht werden. Dies ist dem Sprecher zufolge eher eine Frage von "Tagen als von Stunden".
Die vielbefahrene Bahnstrecke Hannover-Braunschweig bleibt mindestens bis Montag gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr sei eingerichtet worden, Züge würden umgeleitet. Die Intercity-Züge zwischen Hannover und Leipzig müssen nun über Wolfsburg fahren. Die Regionalzüge werden über Hildesheim umgeleitet. Reisende müssen sich auf erhebliche Verspätungen einstellen.
In diesem Jahr kam es in Deutschland schon zu mehreren Unfällen mit Güterzügen. So sprangen im Januar acht von insgesamt 20 Waggons eines mit Kohlestaub beladenen Güterzuges in Wuppertal aus den Gleisen. Wenig später sorgte ein ebenfalls entgleister Güterzug bei Trier für erhebliche Störungen im Bahnverkehr zwischen Deutschland und Luxemburg. Im März sprang in Stuttgart ein mit Dieselkraftstoff beladener Zug aus den Schienen, etwa tausend Liter Kraftstoff liefen aus. Außerdem sorgte im selben Monat ein verunglückter Güterzug bei Voerde im nordrhein-westfälischen Kreis Wesel für tagelange Behinderungen.kgp/dpa/AFP/ddp/apn
Quelle: Spiegel online