Das "App" und die Idee dahinter....

  • Ein sehr interessanter Artikel aus Spiegel-Online:

    „Es ist gut, dass die Menschen das Bank- und Geldsystem nicht verstehen, sonst hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“
    ... Henry Ford

  • Spiegel scheint im Moment eine Kampagne gegen Google, Amazon und Co. zu fahren, die beim genaueren Hinsehen verständlich ist. Verständlich aus Sicht der Verleger, die es bis heute nicht verstanden haben, das sich über das Internet neue Kommunikationsformen entwickelt haben und die sich verzweifelt an den guten alten Zeiten festklammern ... damals war ja bekanntlich eh alles besser.

    Nehmen wir den Artikel mal ein wenig auseinander und schauen uns einige Punkte etwas genauer an, dann wird relativ schnell deutlich, aus welcher Richtung der Wind weht:

    Zitat

    Hersteller bauten Geräte, die eigentlich Computer sind (iPod, iPhone, Kindle, Blackberry, Spielkonsolen - das waren die ersten mit diesem Modell) und nannten sie anders.

    Auweia, da wird seit 30 Jahren gefordert, das Computer einfacher bedienbar werden sollen, dann geht der Trend endlich in diese Richtung, und dann ist es auch wieder nicht gut.

    Zitat

    Die neuen Geräte verkauften sich wie geschnitten Brot, obwohl das, was sie tatsächlich konnten, nur einen Bruchteil dessen ausschöpfte, wozu ihre Hardware eigentlich in der Lage ist.

    Öhm, wenn ich mich recht erinnere, verkaufen sich diese Geräte wie geschnitten Brot, weil sie schon in der Simpel-Version viele Dinge einfacher machten, als es ein normaler PC bzw. ein Handy anbieten konnte. Und sie verkauften sich erst Recht wie geschnitten Brot, WEIL die Anbieter der Geräte sehr schnell erkannt haben, das es viel einfacher ist, die Entwicklung zu öffnen und damit einen riesigen Pool an verfügbaren Wissen zu erschließen, den ein Unternehmen, und sei es Google mit seiner Manpower, niemals alleine zur Verfügung stellen könnte.

    Zitat

    Die Apps für die nicht mehr ganz so kastrierten Geräte verkaufen sich nun ihrerseits wie geschnitten Brot, was die Hersteller freut, da sie - eine geniale Neuerung aus ihrer Sicht - nicht mehr jedermanns Software auf ihre Computer, pardon: Gadgets lassen müssen. Zugang gewähren können nur sie selbst, und dafür nehmen sie eine Provision. 30 Prozent in der Regel, so ist das mutmaßlich bei Apple, und so wird es auch bei Amazon sein, dessen Lesegerät Kindle jetzt auch wieder ein bisschen mehr Computer sein darf. Auf dem Programme, pardon: Apps laufen dürfen. Microsoft kann von fremden Entwicklern noch kein Geld nehmen (außer für seine Spielkonsole Xbox 360 - wetten, dass es für die auch bald einen "App Store" gibt?).

    Ups. Da entwickelt Apple das iphone und stellt Entwicklern 1. eine Vertriebsplattform zur Verfügung und 2. eine technische Basis zum Betrieb der entwickelten Software. Unverschämt aber auch, das die Entwickler dafür an Apple eine Provision von 30% zahlen sollen. Das ist ja Wahnsinn, da werden die ja über den Tisch gezogen ... ähhh .... Moment mal, wenn ich einen Artikel schreibe und will, das der im Spiegel veröffentlicht wird, dann entscheidet 1. der Spiegel als "Plattform"-Anbieter, ob der Artikel angenommen und veröffentlicht wird. 2. kann ich als Autor froh sein, wenn ICH 30% vom "Erlös" erhalte, da reden wir eher über 10%, wenn überhaupt. Seltsamerweise wird hier mit zweierlei Maß gemessen, was der Verleger völlig selbstverständlich darf, nämlich selektiv vorzugehen und selber zu entscheiden, wer bei ihm "rein" darf, ist das bei Google, Apple und Co plötzlich "bäh"? Und nur weil Microsoft es verpennt hat, den Trend mitzumachen, werden die als die Robin Hoods der Szene hingestellt. Das ist schon reichlich weit hergeholt.

    Zitat

    Wenn es eine derartige zentrale Kontrolle über Software schon in den Achtzigern gegeben hätte, gäbe es heute kein Internet, wie wir es kennen.

    Wenn man auf Teufel komm raus eine solche zentrale Kontrolle herbeireden will, bitte sehr ... Anders herum wird ein Schuh draus: Wenn es das Internet nicht gäbe, dann wäre die gesamte Entwicklung, inklusive weltweit gebündeltem Wissen (Schwarmintelligenz als Stichwort) gar nicht möglich gewesen. Das die gescholtenen Konzerne ihr Wissen und ihre technischen Fähigkeiten zu Geld machen, ist doch bitte sehr nur logisch und in letzter Konsequenz auch betriebswirtschaftlich der einzig richtige Weg.

  • Ich sage nur "Ovi Store by Nokia". Seit dem letzten Softwareupdate meines N95 8GB habe ich dieses hässliche grüne Logo in meinem Standby-Mode und kann es nicht entfernen ohne die Firmware zu entschärfen (was von Version zu Version schwieriger wird). Inzwischen kann ich wieder jegliche Programme installieren, vorher hatte ich "Zertifikat"-Fehler. Jaja, das Programm muss erst von der Symbian Foundation abgenommen und kontrolliert werden bevor es veröffentlicht werden kann (und man es nach zwei Jahren nicht mehr installieren kann). Oder man geht in bestimmte Foren, gibt seine IMEI preis und erhält dafür seinen persönlichen halblegalen Code um die "unfertige" Software selbst zu signieren. Zum iPod sage ich besser nichts, Gehype um nichts. Apple halt.

  • Das hier die Printmedien ein Problem mit gewissen Entwickungen im Web haben, ist ja mal klar! Den Umsatz hätten sie auch sehr gern. Daher ist wohl auch die eingefärbte Argumentation nachvollziehbar:)

    Aber mehr Sorgen bereitet mir der Wahn, das bei immer mehr Anbietern nur noch "geprüfte" (das ich nicht lache!) Software auf die Geräte darf....dabei habe ich wirklich Bauchschmerzen. Nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber...

    Das ist ja so ähnlich, wie wenn Aerosoft in ihrem neuen Simulator nur noch AddOns zulassen würde, die man bei Aerosoft herunterlädt und die von denen zertifiziert werden. Das würde einen Aufschrei geben...:) Aber beim Handy hebt das komischerweise (fast) niemand an. :S

    „Es ist gut, dass die Menschen das Bank- und Geldsystem nicht verstehen, sonst hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“
    ... Henry Ford

  • Verständlich aus Sicht der Verleger, die es bis heute nicht verstanden haben, das sich über das Internet neue Kommunikationsformen entwickelt haben und die sich verzweifelt an den guten alten Zeiten festklammern ...

    Man könnte jetzt groß darüber philosophieren, denn "das" Internet ist im Großen natürlich nicht das "bessere" Medium. Zweifelsohne ist es eine geniale Sache, speziell, was die Kommunikationsform betrifft, ABER es ist auch eine Beschneidung der Vielfältigkeit und Weiterentwicklung. Weit über die Hälfte der News und Dinge, über die man spricht, entstammen halt nicht dem IT, sondern den sog. althergebrachten Verlagshäuser, Zeitungen. Ich denke, es gibt nicht ein rein internetfähiges News-Portal, welches sich nicht durch (teils urheberrecht verletzenden) Inhalten speist, die einfach nur auf die Verlagshäuser leiten.

    Das Internet an sich verdient auch kein Geld, und ich sage voraus, dass in 10 - 15 Jahren das Anklicken eines Links einige Zehntel/Cent kosten wird. Mal abgesehen von den Großen, wie Google und den "sozialen" Netzwerken, die praktisch auch nur ihre gesammelten User-Daten verkaufen, aufgefrischt mit Algorithmen, die uns dann schön katalogisieren.

    Den Artikel an sich finde ich nicht schlecht, denn es ist natürlich nichts neues, dass auch die ehemals "Kultunternehmen", denen man nicht Böses zutraut, nach und nach ihre Zähne zeigen, denn auch sie suchen nach Mittel und Wegen, dem "Alles-umsonst"-Geruch des Internets entgegenzuwirken. Gelingt ihnen durch geniale Marketingstategien schon ganz gut.

  • Hallo Matthias,

    Das Internet als "Beschneidung der Vielfältigkeit und Weiterentwicklung" zu bezeichnen, finde ich schon nachfragenswert. Was genau meinst Du damit? Meiner bescheidenen Meinung nach ist genau das Gegenteil der Fall.

    Zitat

    Das Internet an sich verdient auch kein Geld

    Was genau ist denn "das" Internet? Das man mit der Plattform Internet sehr wohl gutes Geld verdienen kann, können Dir zig Firmen bestätigen. Das Internet selbst ist ja nur die technische Basis, nicht mehr und nicht weniger. Genauso könntest Du sagen: Der Bordstein verdient kein Geld ... trotzdem benutzen ihn jeden Tag hunderte von Menschen, die in einen Laden gehen.

    Zitat

    ich sage voraus, dass in 10 - 15 Jahren das Anklicken eines Links einige Zehntel/Cent kosten wird

    Wieso erst in 10-15 Jahren? Damit verdient Google sich heute schon dumm und dämlich.

    Zitat

    denn auch sie suchen nach Mittel und Wegen, dem "Alles-umsonst"-Geruch des Internets entgegenzuwirken

    Nein, klarer Widerspruch: Diese Unternehmen haben verstanden, wie man mit dem Internet Geld verdient. Da geht es überhaupt nicht um irgendwelche "Gerüche", sondern schlicht um Betriebswirtschaft. Gerade Google bietet eine riesige Palette an guten Produkten kostenlos an und wirkt besagtem "Geruch" eben nicht entgegen, sondern nutzt ihn als tragende Säule für das Geschäftsmodell. Das Thema "Datenschutz" ist sicherlich diskutierenswert, gerade im Zusammenhang mit Google, hat aber mit dem o.g. Artikel nichts zu tun, da geht es ausschließlich darum, das die bösen Firmen den armen Entwicklern keine kostenlose und frei betretbare Plattform bieten, und dieses Gejammere habe ich kritisiert.

  • Zitat

    ch denke, es gibt nicht ein rein internetfähiges News-Portal, welches sich nicht durch (teils urheberrecht verletzenden) Inhalten speist, die einfach nur auf die Verlagshäuser leiten.

    Hierzu auch noch ein Gedanke: Dies ist eine These, die immer wieder von den Verlagshäusern verbreitet wird. ABER: Wieviel Traffic auf den verlagseigenen Webseiten wird denn erst durch Seiten wie Google-News und viele andere generiert? Wo wären diese Seiten denn ohne besagte Anbieter?

    Mal abgesehen davon, das auch die selbsternannten Premiumangebote, die es neuerdings kostenpflichtig gibt, wie das Hamburger Abendblatt, nicht ausschließlich selbst recherchierte Artikel einstellen ... und dafür auch noch Geld verlangen. Ich bleibe dabei, sich einfach in die Schmollecke zu verziehen und den guten alten Zeiten hinterher zu trauern, das wird sicherlich nicht das Geschäftsmodell der Zukunft sein.


    EDIT: Prima Diskussion zu einem spannenden Thema :beer:

  • Wieso erst in 10-15 Jahren? Damit verdient Google sich heute schon dumm und dämlich.

    Ich meine damit UNS User: Jeder, der einen Link anklickt, wird das aus eigener Tasche bezahlen.

    Gerade Google bietet eine riesige Palette an guten Produkten kostenlos

    "Kostenlos" sind die Dinge natürlich nicht, denn du bezahlst sie mit deinen persönlichen Daten, die für einige Häppchen Gratis-Funktion, frei von sich herausgegeben werden.

    Und klar, dass der Bordstein kein Geld verdient, aber er wird jede Sekunde vom Steuerzahler bezahlt.

    Wie gesagt: Ich will all´ die Dinge auch nicht verdammen, aber man sollte sie kritisch damit beschäftigen. Sehr interessant ein Beitrag von Frank Rieger, vom Chaos Computer Club:

    Zitat

    Frank Rieger, vom Chaos Computer Club
    Interessant ist, dass die gerade so modischen „Privatsphäre ist vorbei“-Behauptungen vorwiegend von Vertretern der Firmen kommen, die vom Datenhorten am meisten profitieren. Es sind die Chefs von Facebook und Google, von Oracle und Sun. Unternehmen, die mehr Geld verdienen, wenn die Nutzer mehr von sich preisgeben, also mit Informationen über sich selbst für die vordergründig kostenlosen Angebote bezahlen. Im schnöden Profitinteresse wollen sie uns einreden, dass es selbstverständlich ist, jedes Lebensdetail digital zu publizieren. Der Unternehmenswert bemisst sich nach der Zahl der Nutzer und ihrer Informationsfreigebigkeit. Das Erzeugen von Gruppendruck ist die Kernkompetenz sozialer Netzwerke. Die Frage nach den Folgen für die Gesellschaft hat eine ähnliche Dimension wie die Frage nach der Verantwortung der Kasinobanker für die verzockte Zukunft ganzer Länder: Einige wenige betreiben zur kurzfristigen Gewinnmaximierung den Umbau der sozialen Normen, mit unabsehbaren Folgen.

  • Zitat

    Und klar, dass der Bordstein kein Geld verdient, aber er wird jede Sekunde vom Steuerzahler bezahlt.

    Ja, komisch das da keiner meckert ... nur wenn er kaputt ist.


    Nicht das wir uns falsch verstehen, ich finde eine kritische Auseinandersetzung gerade mit dem Thema Datenschutz extrem wichtig ... aber: Darum geht es in diesem Artikel, den wir diskutieren, nicht.

  • Dann ist ja gut - nur, ich fand in dem Falle das Wort "Kampagne gegen Google & Co" unzutreffend, nur weil halt mal kritisch die Auswüchse der Hard- /Softwareentwickler beschrieben wird. Du hast auch gleich auf die Medien eingedroschen ;):friends:

  • Dann ist ja gut - nur, ich fand in dem Falle das Wort "Kampagne gegen Google & Co" unzutreffend, nur weil halt mal kritisch die Auswüchse der Hard- /Softwareentwickler beschrieben wird. Du hast auch gleich auf die Medien eingedroschen ;) :friends:

    :D das macht die Diskussion doch gleich viel interessanter, wenn man erstmal eine komplett andere Gegenposition aufbaut ;)

  • Ich meine damit UNS User: Jeder, der einen Link anklickt, wird das aus eigener Tasche bezahlen.

    Das sehe ich anders. Es gibt ja mittlerweile schon eine Art "Schatteninternet" fernab des Kommerz - das wird dann unheimlich Aufwind bekommen, Außerdem - wie bekommen die Firmen dann ihre Kunden auf ihren Auftritt?

    Gruß Stef

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  • Die Nachfrage bestimmt ja den Markt und wenn genug Apple-Liebhaber ihr I-Phone kaufen, dann wird es auch weiterhin den ÄPP-Markt geben - warum auch nicht ...

    Wer möchte, der kann ja auf "freie" Betriebssysteme ausweichen wie z.B. WM bei den HTC-Geräten, dafür gibt es auch jede Menge gratis ÄPPs ...

    Ehrlich gesagt ist der ganze negative Kram, der von den Medien generiert wird, immer ein bisschen in eine Ecke gelenkt - denn es gibt sowohl für I-Phone als auch für WindowsMobile als auch für irgendwelche Handys (Javabasis) genug ÄPPs, die gratis sind - ebenso kann man bei Amazon auch Sachen kaufen, die nicht irgendwelche Beschränkungen mit sich ziehen und auch kann ich mir eine Spielkonsole kaufen und die ohne den kompletten Umfang des Möglichen betreiben um einfach Spaß zu haben ...

    Jetzt frage ich mich ob die Redakteure denn wissen was ihre Bürocomputer an Leistung und Möglichkeiten ungenutzt lassen aufgrund mangelnder Kenntnis der Betreiber ...

    ....

    :beer:

    ;)