Wie Max Vanko eine Hexe zur Freundin bekam
Max stand an Deck seines Schiffes „St. Anja“ und eine raue Meeresbrise umgab ihn. Sein Haar war leicht zerzaust und durch den Wind fröstelte er leicht. Er zog seine Weste enger um den Körper und spähte in die Weite des Meeres.
Da es noch früh am Morgen war, schliefen die meisten Männer der Besatzung noch. Nur sein treuer Freund und Steuermann Toto war schon wach und wärmte seine Finger an einer Tasse Kaffee.
Die „St. Anja“ glitt durch die kühlen Wellen und nahm langsam Fahrt auf. Nach und nach erschienen Matrosen und Leichtmatrosen an Deck, um ihren Dienst zu erfüllen. Verschlafen gähnte der Schiffskoch, der nun auch die Treppe zum Deck hochstolperte. Er erkundigte sich nach den Essenswünschen der Besatzung und verschwand dann wieder unter Deck.
Max Vanko übergab nun das Steuerrad an seinen Steuermann und nahm sein Fernglas zur Hand. Er blickte in die Weite und suchte den Horizont ab. Als er Land entdeckte, nahm er seine Navigationskarten zur Hand, um heraus zu finden, welche Insel er so eben durch sein Fernrohr gesehen hatte.
Die Insel hieß Magixtrix und auf ihr sollte eine Hexe ihr Unwesen treiben. Die Geschichten um die Hexe waren der Besatzung wohl bekannt und einige fürchteten sich, als sie die Insel erblickten. Kapitän Max war jedoch ein mutiger und unerschrockener junger Mann, der sich nicht vor Hexen fürchtete.
Die Insel umgab ein nebliger Schleier und laute Schluchtzer wahre zu hören. Auch hiervon ließ Max sich nicht beeindrucken und ließ trotzdem Kurs auf den düsteren Flecken Erde nehmen. Einiger der Leichtmatrosen wurden bei dieser Anweisung kreidebleich und begannen vor Angst zu zittern.
Kapitän Vanko wurde in Nähe der Insel mit seinem Ruderboot ins Wasser gelassen. Dieses Abenteuer sollte er alleine bestreiten, da die anderen Männer zu ängstlich waren und Max sie nicht zwingen wollte mit ihm zu kommen. Er ruderte einige Minuten bis sein Boot den Strand berührte. Max sprang aus dem Boot und machte es gut fest. Das Schluchtzen wurde nun immer lauter. Der Kapitän kämpfte sich durch ein Dickicht und kletterte einige Hügel empor. Er folgte dem Schluchtzen durch den Nebel und war neugierig, ob er die Hexe so finden würde. Einige Minuten folgte er dem düsteren Geräusch und da das Schluchtzen wirklich immer lauter wurde und damit auch immer unheimlicher wurde, musste Max Vanko nun doch seinen ganzen Mut zusammennehmen. Aufeinmal erblickte er die Hexe. Sie saß alleine auf einem Stein vor ihrem Hexenhaus und weinte bitterlich. Ihre Augen waren rot gerändert und durch das ständige Weinen stark geschwollen. Ihre Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Die Kleidung der Hexe war an manchen Stellen durch die Tränen feucht.
Der Kapitän näherte sich der Hexe mit laut klopfendem Herzen. „Hallo“, sagte er zaghaft und mit dünner Stimme. „Wer bist du und was willst du?“, entgegnete ihm die Hexe wütend. Max guckte die Hexe lange an. Er verstand nun, dass sie nicht fürchterlich war, sondern nur sehr sehr traurig.
„Ich möchte wissen warum du so traurig bist.“, sagte Max verständnisvoll. Die Hexe guckte ihn ungläubig an. „Wirklich?“, fragte sie erstaunt. Max nickte energisch. „Ich mag dich nicht traurig sehen.“, flüsterte er ihr zu und setzte sich zu ihr. Max legte sein schönstes Grinsen auf und die Hexe starrte ihn an. Plötzlich hörte sie auf zu weinen und begann auch zu grinsen. „Du bist lieb und dein Lachen ist ein großer Schatz.“, sprach die Hexe. Ihre Stimme klang nun nicht mehr so düster und mit einem Lächeln auf den Lippen, sah sie gar nicht mehr scheußlich aus. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und unterhielten sich lange. Sie spielten zusammen, redeten viel, lachten, aßen zusammen und wurden Freunde. Sogar der Nebel verzog sich von der Insel und machte nun der strahlenden Sonne Platz. Max verbrachte ein paar Tage bei der Hexe. Er verbrachte gerne Zeit mit ihr, jedoch zog es ihn wieder zu seinem Schiff. Er verkündete der Hexe, dass er zurück müsse. Die Hexe guckte zu Boden und vergoss wieder einige Tränen.
„Du musst nicht traurig sein, Hexe. Denn immer wenn ich nun hier vorbei segeln werde, komme ich dich besuchen. Ich werde für immer dein Freund sein!“, sagte Max und umarmte die Hexe. Die Hexe wischte die Tränen weg und freute sich über diese Worte.
Von nun an hörte man nie wieder das laute Schluchtzen, das die Insel umgab, und auch der Nebel war für immer verschwunden.