Eine interessante Reportage habe ich da für Euch mal auftreiben können
ZitatAlles anzeigenWie im Taubenschlag
Zwischen Zagreb, Leipzig und Paris: Ein Einsatztag auf der Kurzstrecke
,Klassenarbeit‘ – Der Vorhang, der die Economy von der Business Class trennt, muss vor jedem Flug entsprechend der Buchungslage umgehängt werden.„Bing“, ertönt es, und das blaue Lämpchen zwischen Cockpit und Bordküche leuchtet auf. Von vorne sieht die Flugbegleiterin Nina Stöckle, dass der Rufknopf bei Reihe 14 gedrückt wurde. Im Gang suchen noch unzählige Passagiere nach ihrem Sitzplatz. Geschickt schlängelt sie sich durch die Kabine. „Hätten Sie vielleicht ein Kissen für mich?“, wird sie bei Reihe acht gefragt. Während sie der Dame das Gewünschte reicht, entdeckt sie Gepäck am Notausgang.
Das A und O – Flugbegleiterin Stefanie Geissdörfer kontrolliert, ob die Tasche mit den Utensilien zur Sicherheitsvorführung vollständig ist.Sie bittet den Besitzer, die Tasche in eines der Staufächer zu legen. Einige Reihen weiter erfährt sie den Grund für das Rufsignal: Ein Vater mit Kind hat getrennte Sitzplätze zugewiesen bekommen. Charmant setzt sie Passagiere so um, dass alle zufrieden sind und eilt zurück zum Eingang. Schließlich warten die Gäste in der Business Class auf ihre Magazine. Auf dem Rückweg verstaut sie flink eine Laptoptasche und schnallt ein Kleinkind an. „Wenn wir unsere zugewiesene Abflugzeit nicht verpassen wollen, müssen wir los“, informiert Kapitän Reiner Trappmann seine Crew. In der Bordküche inspiziert ein Techniker noch die defekte Kaffeemaschine, als der Lademeister die abschließenden Formulare am Eingang übergibt.
Viel läuft parallel – Während Caterer Pasqualino Fasulo die Maschine belädt, stellt Purserette Angelika Fieseler schon einmal die kroatische Ansage ein.„Hier geht es zu wie im Taubenschlag“, lacht Purserette Angelika Fieseler. Wenig später schließt sie die Flugzeugtür. Wer meint, die Kurzstrecke sei eintönig, kann sich am Beispiel dieses Einsatztags vom Gegenteil überzeugen. Bis die Kollegen in ihr Hotelbett sinken können, vergeht ein Tag zwischen Frankfurt, Zagreb, Leipzig und Paris, der am späten Vormittag beginnt.
Schnelle Kommunikation – Keine Seife im Spender, zu wenig Sandwiches oder Mangel an Kissen: Solange noch keine Gäste an Bord sind, verständigen sich die Kolleginnen des vorderen und hinteren Arbeitsbereichs einfach und schnell per Mikrofon.11:25 - Noch gut eineinhalb Stunden bis zum Abflug nach Zagreb. Die dreiköpfige Kabinencrew der Boeing 737 trifft sich im Briefingraum 17 der Basis in Frankfurt. Nachdem die Kabinenpositionen verteilt sind, gibt Purserette Fieseler Buchungszahlen und Besonderheiten für den Flug bekannt. Gerade besprechen die Kolleginnen den Service, als die beiden Piloten den Raum betreten. Bevor Kapitän Trappmann das Wort ergreift, geht die Kabinenchefin mit den Kolleginnen die Feuerbekämpfung an Bord durch. „Die Sicherheit ist ein fester Bestandteil des Briefings“, erklärt Fieseler. „Wir fliegen etwa eine Stunde und fünf Minuten, das Wetter ist gut, wir erwarten einen ruhigen Flug“, so Trappmann. Dann begibt sich die Crew zum Bus, der sie an das Flugzeug bringt.
Informationsaustausch – Purserette Angelika Fieseler bereitet gerade einen Stapel Magazine vor, als Kapitän Reiner Trappmann die berechnete Flugzeit bekannt gibt. Gleichzeitig nimmt Flugbegleiterin Nina Stöckle cie Nachlieferung der Essen entgegen.11:55 - Eine sechsköpfige Putzmannschaft säubert in atemberaubendem Tempo Klapptische, ordnet Gurte und saugt den Boden. Währenddessen schiebt ein LSG-Mitarbeiter neue Getränke- und Mahlzeitenwagen in die hintere Küche. Mittendrin die Flugbegleiterinnen, die gerade den Vorhang, der die Business von der Economy Class trennt, umhängen. Purserette Fieseler kontrolliert die Anzahl der beladenen Essen. „Ich habe hinten zu wenig Sandwiches für die Economy Class und der Catering-Agent ist soeben weggefahren“, ruft Flugbegleiterin Stefanie Geissdörfer ins Mikrofon. Der Kapitän fordert die fehlenden Essen an.
Letzte Handgriffe – Die Kabine ist vorbereitet, die Anzahl der Essen ist kontrolliert. Bevor die Gäste kommen, hat Flugbegleiterin Nina Stöckle viel zu tun.12:10 - Flugbegleiterin Stöckle legt kroatische Zeitschriften aus, als zwei Techniker gefolgt vom Lademeister die Treppe hinaufsteigen. Der kleine Eingangsbereich der B737 ist jetzt hoffnungslos überfüllt. „Wir sind nur hier, um den intakten Auftriebsvernichter dieses Flugzeugs mit dem eines anderen, das Probleme macht, zu vergleichen“, sagen sie und verschwinden zu den Piloten ins Cockpit. Der Lademeister möchte wissen, ob die Gäste pünktlich einsteigen können. Bei dieser Gelegenheit drückt ihm Fieseler eine Lesebrille in die Hand, die auf dem Vorflug liegengeblieben ist. Er gibt sie an Lost and Found weiter.
Bereit für die Passagiere – Kapitän Reiner Trappmann gibt Lademeister Savas Bilen das Okay, die Gäste an Bord kommen zu lassen.12:15 - Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Kapitän Trappmann gibt dem Lademeister das Okay, die Fluggäste einsteigen zu lassen.
Vor dem Abflug – Alle Passagiere sind an Bord, die Kabinenchefin schließt die Flugzeugtür.12:40 - Die Türen sind zu, die Treppen entfernt und die Cockpittür geschlossen. „Cabin attendants, all doors in flight.“ Jetzt ist höchste Konzentration gefragt, um die Passagiere auf einen sicheren Flug vorzubereiten. Kapitän und Purserette begrüßen die Gäste. Während die Kolleginnen den Gebrauch der Sauerstoffmasken und die Lage der Notausgänge erklären, rollt die Maschine los.
12:45 - Unterwegs zur Startbahn überprüfen Fieseler, Geissdörfer und Stöckle die Kabine: Sind alle Passagiere angeschnallt, ist Gepäck vorschriftsmäßig verstaut, sind alle Ausgänge frei, elektronische Geräte ausgeschaltet und
stehen die Sitzlehnen aufrecht? Erst, wenn die Kabine dem Cockpit „klar“ meldet, startet das Flugzeug.13:05 - Die Maschine ist im Reiseflug. Die Flugbegleiterinnen kochen Kaffee, bestücken Wagen und drapieren Brötchen in Körbe. Auf engem Raum und in der Kürze der Zeit muss jede Bewegung sitzen. Danach werden in etwa 35 Minuten den 98 Gästen der gut besetzten Maschine Getränke-, Essens- und Sonderwünsche erfüllt.
13:55 - Sicher setzen die Piloten die Maschine in Zagreb auf und rollen an die Ankunftsposition, während Fieseler die Gäste verabschiedet. Auf „all doors in park“ werden die Rutschenstangen wieder ausgehängt und die Türen geöffnet.
14:00 - Kaum sind die Gäste von Bord, wiederholen sich die Vorgänge: Zeitungen werden gebracht, Reinigungspersonal, ein Tankwart und eine Frau von der Station kommen an Bord. Die Stationsmitarbeiterin fragt, ob die Gäste in 20 Minuten einsteigen könnten. „Gerade der schnelle Passagierwechsel und das zügige Arbeiten gefällt mir an der Kurzstrecke. Außerdem gibt es kaum Zeitverschiebung. Ich bin gerne in Europa unterwegs“, so Flugbegleiterin
Geissdörfer.14:20 - Pünktlich erscheinen die Passagiere. Wieder möchten Familien und Gruppen zusammengesetzt, Gepäckstücke verstaut, Fragen beantwortet und Sonderwünsche erfüllt werden. Kurz darauf ist die Crew auf dem Weg zurück nach Frankfurt.
16:10 - Landung. Das Flugzeug wird für die Flüge nach Leipzig und zurück vorbereitet. „Wir haben etwas zu essen bestellt, denn jetzt sind 40 Minuten Zeit, bis es weitergeht“, freut sich Stöckle. „Bei aller Hektik ist es wichtig, die eigenen Ressourcen nicht zu vergessen“, betont Fieseler.
20:00 - Endspurt. Der letzte Flug.
21:15 - Landung in Paris – Feierabend. „Sich in kurzer Zeit jedem Fluggast zuzuwenden, auf engem Raum zu arbeiten, flexible Lösungen zu finden und dabei die Sicherheit niemals aus den Augen zu verlieren, ist eine echte Herausforderung“, sagt die Kabinenchefin. „Die Kolleginnen haben das prima gemacht, die Gäste haben sich beim Aussteigen sehr bedankt.“
22:10 - Ein Bus bringt die Kollegen ins Hotel. Schon am frühen Mittag soll die Crew wieder abholbereit sein.
„Umläufe, bei denen wir mehr Zeit am Zielort haben, sind mir natürlich lieber“, sagt Stöckle. „Dafür ist dieser Einsatz schon morgen nach nur zwei Tagen beendet. Manche Touren dauern bis zu fünf Tage. Jede Nacht in einem anderen
Hotel, in einer anderen Stadt“, erklärt Geissdörfer. „Mitunter bleibt jedoch genug Zeit für einen kurzen Stadtbummel oder ein leckeres Abendessen. Dann ist der anstrengende Tag schnell vergessen“, lacht sie. Der Bus holt die Crew am Hotel ab. Durch das Fenster sehen sie kurz darauf den beleuchteten Eiffelturm.
- Lufthansa Kont-Flotte
Die Kont-Flotte beschäftigt zirka 2000 Piloten, knapp 1900 Purser I und gut 6800 Flugbegleiter. Im Streckennetz, das von Lissabon, Athen, Jekaterinburg, Helsinki, Dublin und sogar bis nach Reykjavik reicht und weit über Europa hinausgeht, werden mehr als 70 Ziele angeflogen. Jeden Tag absolvieren die Crews über 1000 Starts und Landungen auf 159 Flugzeugen der Typen B737 und A320.
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