- Offizieller Beitrag
Es war mal wieder einer dieser Tage. Morgens früh um 03:30, meine Frau und ich waren erst späht ins Bett gegangen und hatten es ausgenutzt, das unser Sohn endlich mal tief und fest und vor allem in seinem Bett schlief, klingelte das Telefon. Es war ein unwirkliches Geräusch. Weit weg und nicht real. Real war der Ellenbogen, der meine Rippenbogengegend traf um mich schmerzhaft und bestimmt daran zu erinnern, das das Telefon an meiner Seite die Nachtruhe störte. Mit der rechten Hand, die Stelle reibend, wo grade noch der Ellenbogen meiner angebeteten unsanft ein Ende dieser so tollen Nacht bereitet hatte, nahm ich den Hörer in die Hand um Ihn sofort wieder fallen zu lassen. So ein mist. Der Hörer lag jetzt unterm Bett, also raus aus dem warmen Bett, und Bücken. Natürlich stieß ich mir den Kopf an der Bettkante an und drückte jetzt hell wach und sehr schlecht gelaunt den grünen Knopf zum abheben. Das erste was ich hörte war das Atmen einer durch viel zu viele Zigaretten belastete Lunge. Seltsam, aber durch den bronchialen Ton, wusste ich sofort wer in der Leitung war, Viel zu lange hatte ich Ihn schon nicht mehr gesprochen, ja schon befürchtet, das meine Dienste gar nicht mehr benötigt wurden. Einige male hatte ich schon vor Wut auf den Tisch gehauen, dachte ich doch, er hätte meine Situation damals gnadenlos ausgenutzt und sich mein Flugzeug einfach nur billig an Land gezogen. Als dann aber jeden Monat weiterhin mein Gehalt einging beruhigte mich das einigermaßen und ich begann die freie Zeit ein wenig zu genießen. Jetzt dieser Anruf vom Chef persönlich. Naaaaaaa? tönte es rauchig aus dem Lautsprecher, seine Stimme klang beinahe belustigt, als ob er sehen konnte, das ich mir immer noch den Kopf rieb. Moin Chef, was hat dich den um diese Zeit aus dem Bett geschmissen. Ich war noch gar nicht im Bett. Da wo ich bin scheint die Sonne, aber keine langen Reden. Ab nach Schiphol. Da liegen Tickets für einen KLM Flug nach Athen. Von da aus gehts mit nem Charter nach Thessaloniki. Am Flughafen findest du einen Briefumschlag. Darin stehen deine Anweisungen. Wie immer, kam er Direct auf den Punkt. Ach ja, ist dein ATR Rating noch gültig? Eh, ja, sollte.... Gut, dann ab gehts. Un die Leitung war tot. So war er immer. Freundlich, direkt und kein Wort zu viel. Meine Frau murmelte mir etwas zu.
Ich gab ihr einen Kuss, sie öffnete die Augen und sah mich an. Sie sagte: "Gut, Sehr Gut" und ich wusste, das sie das Feuer in meinen Augen gesehen hatte. Sie nahm mich in den Arm und Küste mich lang und innig. Ich fühlte schon wieder das verlangen in mir aufkommen, sie drückte mich jedoch sanft zurück und glitt aus dem Bett. Ich mache Dir einen Kaffee. Deine Uniform hängt im Schrank und dein Koffer steht fertig im kleinen Zimmer. Ich duschte und rasierte mich, Gab meinem kleinen noch einen Kuss und stürmte die Treppe runter. Dort stand meine Frau mit einem großen Starbucks Kaffee. Draußen wartete bereits das Taxi und nach einem letzten Kuss und einer Umarmung ging es endlich wieder los zum Flughafen.
So stand ich nun hier in Griechenland. Einen Umschlag hatte ich auf Schiphol bekommen. Der Pilot der 737 war ein Freund von mir und so konnte ich dem Sparwahn unseres Chefs entgehen wirken und in der C-Class ein gutes Frühstück genießen. Irgendwo über den Alpen war die Sonne aufgegangen und hatte ein prächtiges Panorama freigelegt. Auch die Verbindung in Athen hatte gut geklappt und ich war gut in LGTS angekommen. Unsre ATR stand frisch poliert auf dem Vorfeld. leider war die Sonne hinter einer geschlossenen Wolkendecke und so kamen die wie ich immer wieder erstaunt feststellte einfache aber schöne Lackierung unserer Flieger nicht ganz so zur Geltung. Also rein in den Flieger. Ich zog mir noch ein frisches Hemd an und rasierte mich in der Bordtoilette. Als ein lustiges mir gut bekanntes Gesicht durch die Luke guckte. Totoooooooo, schalte es durch die Kabine und meine Laune wurde gleich noch besser, als sie es eh schon war. Yvonne, wobei das letzte E eher nicht ausgesprochen werden sollte, wie sie mir immer erklärte, welches ich dann natürlich zum Anlass nahm, es um so öfter aus zu Sprechen war heute unsere "Cabine" Sie war in der Ausbildung zum Piloten und Jobte nebenher als Purserin. Wir hatten schon oft gemeinsame Flüge gemacht und sie war eine lustige Person, die aber wenn es sein musste sehr professionell sein konnte. Wir beide waren heute die gesamte Crew. Hexe, wie sie von allen aufgrund Ihrer wuscheligen Haare liebevoll von uns allen genannt wurde, wusste was ein Mann braucht und sofort begann sie in der Galley rum zu wirbeln. Mach doch mal den Strom an.... rief sie nach vorne. Und sofort wurde mir klar, wie lange ich nicht mehr ATR geflogen war... Strom, Hotel mode, ehhhh da war doch mal was. ach ja.....
Ich arbeitete meine memorized item liste ab und bekam Strom auf den Flieger... Kurz danach stand Hexe mit einem guten Kaffee in der Cockpit Tür und strahle mit der nicht sichtbaren Sonne um die Wette.
Ich holte mir eine ATIS: LGKR 020850Z 15008KT 9999 SCT016 SCT025 OVC080 13/09 Q1018 NOSIG
Wir würden wohl bald die Sonne wieder sehen. Yvonne erzählte mir über unseren Fluggast. Ein VIP. Herrn Hahn von der Bahn. Hmmm, ich hatte gar nicht gehört das Mehdorn nun doch abgelöst worden war, aber nun gut, mir sollte es egal sein. Sie Lachte laut, als sie das Erkennungsfoto aus dem Umschlag zog. Ein Kerl mit Lufthansa Shirt auf einem Klo. Dazu ein Stützstrumpf. Naja, die Vips von Heutzutage, wurden ja eh immer bekloppter. Jetzt wurde Yve aber wieder ein wenig ernster als sie mir berichtete, das Herr Hahn aufgrund einer schweren Krankheit lange Zeit am Bett gefesselt war und nun zur Genesung ein wenig in der Welt herum reiste um unter der südlichen Sonne wieder zu gesunden. Es gab schließlich nichts besseres als Seeluft und wärmende Sonne. Nun gut, ich vertiefte mich während Yve die Kabine klar machte weiter in den Flieger.
Nach einer Weile, Yve und ich hatten uns über Gott und die Welt unterhalten, kam eine dunkele Limousine angefahren. Aus Ihr stieg ein abgemagerter bleicher Mann. Hinter der immer noch kränklichen Fassade konnte man sehen, das dieser Mann im Moment nur ein abbild seiner selbst war. Er musste mal stark, braungebrannt und gut ausgesehen haben. Ein eckiges Kinn und breite Schultern waren in Ansätzen noch zu erkennen. Im Moment jedoch wirkte er eher zerbrechlich. Er kam an Bord und begrüßte uns herzlich. Mir kam es vor als hätte ich den man schon früher mal gesehen. Wir schlossen die Tür und er fragte, ob er zu mir ins Cockpit kommen könne. Ich verständigte mich mit Yve und kurze Zeit später sassen wir zu dritt mit einem weiteren Kaffee in der Hand im Cockpit und fachsimpelten über dieses und jenes. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, das wir fast unseren Slot verpasst hätten. Aber mit der Hilfe von Torsten Hahn, der die Checklisten las ging das ganze flott von statten und ruck zuck waren wir in der Luft.
Während des Fluges versank Herr Hahn in seine eigenen Gedanken. Wir genossen alle drei das sich abwechselnde Schauspiel von Wolken und blauem Himmel. Die leichten Turbulenzen, wenn das Flugzeug durch Wolken, die wie weiße Watte unseren Weg kreuzten genossen wir alle gleichermaßen. Uns wurde wieder klar, das es viele Wichtige Dinge im Leben gibt, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich war bei meinem Sohn, der noch so viel vor sich hatte, Yve, dachte an den Sommer und die ganzen Neuerungen die er Ihr bringen würde und Torsten Hahn dachte an das Leben und wie wichtig es ist gesund zu bleiben und Freunde zu haben... Man macht sich über so vieles Gedanken, das man manchmal das wirklich wichtige im Leben aus den Augen verliert.
Jäh wurden wir aus unseren Tagträumereien gerissen. der Flug war vergangen im Nu. Der Center Controller gab uns weiter zum App Controller und wir wurden eingewiesen auf die Bahn 17. Der descend war ohne besondere Vorkommnisse und nachdem wir butterweich gelandet sind und einen backtrack gemacht hatten, wurden wir auf eine Parkposition nah am general aviation terminal gelozt. Herr Hahn bedankte sich sehr, sehr herzlich bei uns und versprach den Chef an zu rufen, um ihm seine Weiteren Reisewünsche zu erörtern. In dem Moment fuhr auch schon wieder eine Limousine vor und Herr Hahn war so schnell weg wie er gekommen war.
Yve und ich überlegten uns was denn nun weiter werden solle. Da wir nichts anderes vor hatten, telefonierte ich schnell mit Amsterdam und hinterlegte am Schalter 2 Tickets für meine beiden Lieben. Yves Freund war auch begeistert und so sassen wir noch am selben abend zusammen in einer Bar am Strand. Max baute Sandburgen und wir genossen den Griechischen Wein. Uns wurde wieder klar das wir ein tolles Leben hatten........ als Drachen.
Die Bilder vom Flug
Nur ein Pax und eine CA 
Wir warten auf HHvdB
Ich habe das sogar noch mit dem Hotel Mode hin bekommen
Ab der Sonne entgegen...
Tolle Wolken
Die Insel Corfu
Und der Flughafen
Ab in die Wolken und den Regen 
Gear down
VOR DME APP (etwas überschossen => kriegen wir noch hin)
RWY in sight
Geht Doch 
Und wieder im Hotel Mode
So, Herr Hahn ist am Ziel und wir gehen ab an den Strand
Prost
Super, echt super. Wir sollten man überlegen, ob wir nicht auch mal ein Buch mit Fliegergeschichten rausbringen, so ähnlich wie Urs mit seinem "Ein Schrank fliegt nach Lukla"?! Hier ist nämlich auch massig Potential vorhanden, vor allem wenn ich an die Hexenkolumne denke?! Einen Titel hätte ich auch schon, "Herr Hahn von der Bahn fliegt mit den Eulen um die Welt" 
. Scheint als hättet ihr viel Spaß mit HHvdB gehabt.
da hab ich schon ne Idee. Hoffentlich hat der HHdvB eine Kotztüte auf REHA mit. Die wird er unter Umständen brauchen