Weil sie es können - die karibischen Destinationen, Fort-de-France (TFFF) und Pointe-à-Pitre gelten nach dem Open Skies-Abkommen zwischen der EU und den USA als Europa, und europäische sowie US-Airlines dürfen unbegrenzt Flugverbindungen zwischen den beiden Kontinenten anbieten. Bilateral gesehen fliegen sie also zwischen den USA und Europa.
Eine dieser Routen führt von Guadeloupe, PTP/TFFR, nach New York JFK und im Anschluss zurück. Da es doch ein paar Bilder mehr als sonst geworden sind, gibt es nun einen eigenen Thread dafür
LN-NIG steht am Gate 9 bereit, in einer halben Stunde geht es los.
Unser wunderbarer PPS PFPX Dispatch Release
Die Departure von der Piste 12 wird uns zunächst nach einer Linkskurve erneut am Airport vorbei führen, bevor wir nach Norden auf dem Radial 359 des Platz-VORs zum Punkt KASKI schwenken.
Skandinavische Effizienz und Pünktlichkeit in die Karibik zu importieren, gestaltet sich ob des lokalen Zeitgefühls nicht immer ganz einfach, so dass wir mit ein paar Minuten Verspätung von den Klötzen gehen.
Eben die Flight Controls gecheckt, Flaps auf 5 gesetzt, und los geht die Fahrt.
Takeoff!
Ab jetzt zieht es sich.
Da wir ein gutes Stück über offenes Meer fliegen (ohne jedoch ETOPS anzukratzen), gilt es nun, unsere Enroute Alternates San Juan, Providenciales, und Bermuda auf dem Navigation Display zu markieren, sowie die Equal Time Points einzutragen. Doch dazu später mehr.
Gut 4 Stunden später kommt Long Island in Sicht, und wir beginnen mit dem Sinkflug.
Recht eindeutig wird das die Piste 31R zur Landung. New York APP schickt uns gnädig direkt von unserem letzten Punkt CMRN aufs ILS.
Nach einer kurzen Flughafenrundfahrt parken wir am Terminal 1 ein:
Etwas über eine Stunde Turnaround haben wir nun Zeit, den Rückflug vorzubereiten. 139 Paxe werden erwartet, die Flugzeit soll 3h54 betragen. Als Alternate wählen wir Bridgetown, Barbados aus. 44 Minuten oder genau 2 Tonnen Sprit brauchen wir bis dahin, somit kommen wir auf einen Block Fuel von 13.4 Tonnen. Käptn Esbjörn Svensson geht aber lieber auf Nummer sicher, und wir runden auf 14 Tonnen auf. Schließlich sind wir in der karibischen Operation noch unerfahren, die Taxi-Zeit in JFK kann sich schon mal unerwartet verlängern, und das Wetter an unserem Zielort oder Ausweichflughafen könnte ebenso unerwartet umschlagen.
Eine Norshuttle vor dem ikonischen Tower in JFK. Was für ein Anblick.
Während so ziemlich jeder CRJ in JFK die vollen viereinhalb Kilometer Länge der 31L ausnutzt, begnügen wir uns mit 3.3 Kilometern ab dem Rollweg KE und zeigen so den völlig perplexen Amis, wie ein Intersection Takeoff mit einer 737 funktioniert.
Norshuttle sixty-seven o one, direct SHIPP
Habe enroute mal das ND für euch aufgeräumt und ein Handyfoto geschossen...Beispielhaft liegt unser Enroute Alternate Bermuda, TXKF, auf der Fix-Page. Dazu trage ich die 60-Minuten Kreise ein, in unserem Fall "/425" für 425 Nautische Meilen. Die Distanz berechnet sich aus Diversion mit Max Weight und Driftdown+Weiterflug für insgesamt eine Stunde mit M0.79/330kts. Jetzt brauchen wir noch die Equal Time Points zwischen unseren Ausweichflughäfen, die ich als Entfernung von Wegpunkten eintippe, zum Beispiel "DARUX/-44". Das bedeutet soviel wie "44 Meilen vor dem Wegpunkt DARUX, auf der Route". Daraus bekommen wir einen Custom Waypoint auf der Legs Page, den wir wiederum auf die Fix Page transferieren können. Das ist der kleine grüne Kreis ganz am oberen Rand des Displays. An diesem Punkt würden wir genau gleich lange zu unseren beiden Alternates brauchen. Somit wissen wir immer genau, welcher Ausweichflughafen jetzt gerade eine kürzere Flugzeit von uns entfernt liegt.
Wären wir außerhalb eines solchen Kreises, wären wir im ETOPS-Bereich und müssten auf der 737 die APU laufen lassen, um im Falle eines Engine-Out sofort eine Stromquelle zur Verfügung zu haben. Heute geht der Flug aber nahe genug an den Alternates TXKF, MBPV, sowie TJSJ entlang.
Die Sonne ist am sundownen, und wir nähern uns unserem Ziel.
Den GS intercept am smoothen
Speziell für die Karibik-Flüge hat man sich übrigens etwas Besonderes für die Hecks der Flugzeuge einfallen lassen: Anstatt skandinavischer Persönlichkeiten zieren mittelalterliche Entdecker diese Kisten, so zum Beispiel der spanische Seemann Juan Sebastián Elcano, der erste Europäer, dem eine Weltumsegelung gelang. Eine zweite in der Karibik stationierte 737 trägt das Portrait von Christopher Columbus.