Wir haben in Religion heute übers "Gewissen" gesprochen. Wie würdet ihr es definieren? Fänd ich mal ganz spannend zu hören, was ihr denkt, was das Gewissen überhaupt ist? Ein Teil des "gesunden Menschenverstandes"? Hat jeder ein Gewissen? Was ist, wenn man ein schlechtes Gewissen hat? Und ist das nicht alles sowieso relativ, weil es mit dem eigenen Empfinden zusammenhängt?
Halbvoll oder halbleer? - Der Philosophiethread
-
-
Ich würde sagen, Gewissen ist das, was einem ziemlich genau "sagen" kann, ob man richtig oder falsch gehandelt hat...
-
Wie würdet ihr es definieren?
Oh - da habe ich ein aktuelles Beispiel:
Ich bin Mittwochabend nach Hause gekommen. (So gegen 1800 Uhr)
Es bot sich mir folgendes Bild bei meinem unteren Nachbarn vor der Tür:
Es lag ein Einkaufsbeutel davor, der so aussah, als ob er aus geringer Höhe auf den Boden gefallen ist. Die Türmatte war etwas verrutscht, und der Türschlüssel steckte von aussen!Tjoa, guter Rat teuer: War er beim Nachbarn in den umliegenden Häusern und hat die Tasche nur abgestellt? (Ein von aussen steckender Schlüssel ist bei uns im Haus nichts besonderes, da wir nur 3 Parteien sind, und wir einen ganz guten Kontak mit den umliegenden Häusern haben. Meistens ist der Schnappverschluss der Haustür unten dann aber entriegelt, da dann öfter mal etwas zum Grillen, bzw. Werkezeug aus dem eigenen Keller geholt wird, und man nicht jedes Mal den Schlüssel zücken muss.
Ich ging also nach oben, und mein Gewissen sagte mir, daß die Tasche nicht wie abgestellt aussah, sondern wie erwähnt, etwas die Sachen herraus gerrutscht sind. Am nächsten Morgen müßte ich das Haus wieder früh verlassen, und mein Gewissen meldete sich, was wäre, wenn die Sachen immer noch so im Hausflur liegen würden, und etwas passiert wäre. (Nachbar ungefährt 60 Jahre und alleinstehend).
Ich also wieder runter und habe geklingelt. Niemand hat aufgemacht.
Ich habe also die Polizei über Amt angerufen (nicht über Notruf) und um Beihilfe gebeten. Die rieten mir also tatsächlich, nicht selbständig in die Wohung zu gehen, der Schlüssel steckte ja und schickten rasch einen Wagen vorbei.
Ende vom Lied: Er war keine "hilflose" Person im Polizei-Jargon, aber doch aufgrund der stark schwankenen Temperaturen, recht unkontrolliert nach Hause gekommen und im wahrsten Sinne des Wortes in der Wohnung ins Bett gefallen. Kreislauf oder so.
Und die Moral von der Geschicht: Die Polizei war zurfrieden, daß sich jemand so gekümmert hat; und der Nachbar eigentlich auch, obwohl er tierisch erschreckt war, als die Beamten plötzlich in der Wohnung standen.
Und mein Gewissen war auch beruhigt.
-
Sehr schön. Besser so, als andersrum würde ich sagen.
-
- Offizieller Beitrag
Ich denke, dass das Gewissen das ist, was einen lenkt wenn man das rationelle Denken abschaltet. Das Gewissen ist meiner Meinung nach ein Teil des Gehirns, was nicht wirklich steuerbar ist und handeln an Erlebnisse und Erziehung verknüpft. Wenn man zum Beispiel nicht einschlafen kann, weil man auf irgendetwas rum denkt, ohne genau zu wissen was, oder wie man zu dem Gedankengang gekommen ist. Es ist gut das es da ist und hilft uns in Gewissen Situation unlogisch zu handeln. Ich denke, das es uns Menschen ausmacht und einer der großen Unterschiede ist zum Tier.
-
Tiere handeln ebenfalls nie unlogisch... Auch wenn es manchmal für uns Menschen so aussieht... Sowas nennt man Instinkt, Totochen.
-
Aber Toto hat was wichtiges erwähnt, wie ich finde. Nämlich dass das Gewissen immer mit Erfahrungen und Erlebnissen zusammenhängt. Man fühlt sich auch in die Lage eines anderen. Das Gewissen ist also irgendetwas sehr zentrales in unserem Gehirn, das viele Dinge steuert, oder im Hinterkopf immer einen guten Rat bereit hat. Bei Tieren fehlen diese Erfahrungen des öfteren. Man kann das glaube ich nicht vergleichen, weil sich Tiere einfach auch nicht so wirklich Gedanken über ihr Handeln machen.
Und die Geschichte von Matthias zeigt ganz klar, dass das Gehirn an der Stelle so gehandelt hat. Man versetzt sich in die Lage des Nachbarn, und überlegt, was wohl los sein könnte. Wenn man nicht weiter kommt und keinen Rat weiß, aber trotzdem innerlich durch das Gewissen beschlossen hat, dass man etwas tun muss, handelt man eben so, wie es einem gerade in den Kopf kommt. Dürfte dann also wieder das Gewissen sein.
Hätte Matthias sich gegen sein Gewissen entschieden und rational gehandelt, also wenn er einfach weitergegangen wär, hätte er vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt.Die Frage aus meinem Religionsunterricht, ob jeder Mensch das selbe Gewissen hat, erübrigt sich dann. Da nicht jeder Mensch die selben Erfahrungen und Erlebnisse besitzt, ist auch jedes Gewissen anders. Anders wäre es nicht möglich, dass es Leute gibt, die anderen Leuten z.B. Geld klauen.
Ich glaube ohne unser Gewissen wären wir ganz schön aufgeschmissen.
-
Die Frage aus meinem Religionsunterricht, ob jeder Mensch das selbe Gewissen hat, erübrigt sich dann
Aber die "Rahmenparameter" sind bei allen Menschen glaub ich schon gleich. Zum Beispiel -
Natürlich, aber hast du bei einer Handlung ein schlechtes Gewissen, bei der andere sich gar nix bei denken. Sonst gäbs beispielsweise keine Menschen, die sich für 72 Jungrauen in Bagdad auf nen Marktplatz stellen und "Allah" rufen
-
Hmm :gruebel: Der Unterschied zwischen mir und "ihm" ist aber in meinen Augen die Sozialisation und Erziehung. Ich wage zu behaupten, dass wir alle mit gleichem Gewissen auf die Welt kommen und erst unsere Erziehung, Erlebnisse und unser Umfeld die "Rahmenparameter" erweitern oder neu stecken...
-
Oh, ein völlig neuer Ansatz
Da hab ich noch gar nicht dran gedacht, aber es kann ja sehr gut möglich sein. Also unser Gewissen ist ein zentraler Teil unseres Seins oder unseres Kopfes, der am Anfang bei allen Menschen gleich ausgebildet ist, und allein durch Erfahrungen, Lebenswerte und auch Erziehung geprägt wird :gruebel: Klingt schon sehr nachvollziehbar! -
Natürlich, aber hast du bei einer Handlung ein schlechtes Gewissen, bei der andere sich gar nix bei denken. Sonst gäbs beispielsweise keine Menschen, die sich für 72 Jungrauen in Bagdad auf nen Marktplatz stellen und "Allah" rufen
BTW: Wo steht eigentlich, das das weibliche Jungfrauen sein müssen?
-
Die Religion setzt voraus, dass du hetero bist, Leroy
Anderen Falls hast du keine Ansprüche.
Aber davon mal abgesehen sind 72 Jungfrauen für die Ewigkeit ein bisschen wenig, oder? :ugly: -
- Offizieller Beitrag
Aber davon mal abgesehen sind 72 Jungfrauen für die Ewigkeit ein bisschen wenig, oder?
Das kommt drauf an wie die Jungfrauen aussehen.... *hüstel*
-
Aber mal ganz ehrlich: 72 erste Male? Nicht 'n bisschen langweilig? Dann doch lieber 72 geile Stuten (sorry, muss mal sein), die wissen, was sie tun :lehrer:
@ Topic: Mir kam der Gedanke mit dem "Von-Geburt-an-gleich-sein" gestern relativ spontan. Jetzt im "Nachlesen" find ich den auch sehr nachvollziehbar.
-
Das kommt drauf an wie die Jungfrauen aussehen.... *hüstel*
Die können aussehen, wie sie wollen. Nach 72 Mal ........ *räusper* sinds keine Jungfrauen mehr, und dann hast du im Himmel ausge........ *ähem*Dann doch lieber 72 geile Stuten (sorry, muss mal sein), die wissen, was sie tun :lehrer:
:lol2: Stuten? :ugly:@Topic: Die Frage ist jetzt, wie das Gewissen aus den Erfahrungen und Werten einen Handlungsvorschlag zusammenbauen kann, der uns dann in jedem Fall auch noch richtig erscheint. Oder haben wir nur ein gutes Gewissen und sind glücklich mit dem, was wir getan haben, wenn es erfolgreich war?
-
Aber mal ganz ehrlich: 72 erste Male? Nicht 'n bisschen langweilig?
Ja, aber was denken vor allem die Jungfrauen, wenn sie einen erst mit dem Teelöffel von der Straße kratzen müssen?
=====
@topic: Ich denke, das es im Verlauf sehr weitläufig ist.
Bekommt man ein schlechtes Gewissen, wenn man falsche Angaben auf der Steuerklärung macht und damit durchkommt?
Bekomtm man ein schlechtes Gewissen, wenn einem die Kassiererin einen falschen (für sie negativen) Betrag zurückgibt, wo man weiß, dass es teilweise von ihrem Lohn abgezogen wird?Ich habe letztens in der Zeitung gelesen, daß zwei Jugendliche einen zwei Jahre jüngeren in der S-Bahn mit einem Wodkamix zwangsweise abgefüllt haben. Dann sind die ausgestiegen und haben den Kopf des Jugendlichen gegen einen Laternenpfahl geknallt, was natürlich fröhlich mit dem Handy gefilmt wurde - auch, als man noch weiter auf den am Boden liegenden eintrat.
Kann man da überhaupt von "Gewissen" reden, oder welche Regionen sind solche Sachen?Ob die Leute von Youtube ein schleches Gewissen haben, daß solche Sachen dort eingestellt werden, und sie damit erst einen gewissen brutalen Hype erzeugt haben?
-
- Offizieller Beitrag
Da die Diskussion hier ja mittlerweile in alle Richtungen geht, hier noch ein Link, der im Bezug auf Ethik sehr interessant ist:
Haben die Ärzte richtig gehandelt?
Gute Nacht,
der Julius
-
Danke Julius, das ist ein interessanter Link. Im Prinzip kann man hier ja auch von Euthanasie im weitesten Sinne sprechen. Auch das Thema haben wir mal in Religion besprochen. Ein sehr schwieriges Themengebiet, über das man sich stundenlang den Mund fusselig reden kann.
Ich bin, und werde auch immer der Meinung bleiben, dass ein jedes Lebewesen ein Recht auf ein Leben hat. Wieso sollte ein Lebewesen kein schönes und erfülltes Leben haben, selbst wenn es im alltäglichen Leben eingeschränkter ist, als andere?
Nur weil ein Kind eine starke Behinderung hat, heißt das ja noch lange nicht, dass es keine Freude im Leben erfahren wird! Das Kind wird es nie anders kennen lernen und somit sehr gut damit zu recht kommen.Die Frage ist nur, ob das Kind auch glücklich werden wird, wenn es von den Eltern abgelehnt, oder vielleicht sogar gehasst wird. Und hier kommt die schwierige Frage, ob man das Kind nun von diesem evtl. auftretenden Leid erlösen sollte, oder es versuchen sollte, mit alles Konsequenzen, dass es vielleicht adoptiert werden muss, womöglich ein hartes Leben haben wird und viel Leid erfahren muss.
Da das Kind aber in dem Stadium der Abtreibung nicht selbst entscheiden kann, müssen die Eltern entscheiden. Entscheiden sich die Eltern für eine Abtreibung, ist doch eigentlich das Recht auf ein Leben über das Kind hinaus entschieden worden.
Daher finde ich, dass die Ärtzte hier schon richtig entschieden haben.
Ich bin der Meinung, dass jedes Lebewesen ein Recht auf ein Leben hat, nur sollte man in gewissen Fällen abwägen, ob ein Leben mehr oder weniger Leid mit sich bringt, als der Tod.´
Das hat wieder was mit Gewissen zu tun. Eine nicht gerade leichte Entscheidung, einfach so über das Leben eines anderen zu entscheiden. -
- Offizieller Beitrag
Hallo,
ZitatIch bin, und werde auch immer der Meinung bleiben, dass ein jedes
Lebewesen ein Recht auf ein Leben hat. Wieso sollte ein Lebewesen kein
schönes und erfülltes Leben haben, selbst wenn es im alltäglichen Leben
eingeschränkter ist, als andere?Nur weil ein Kind eine starke Behinderung hat, heißt das ja noch lange
nicht, dass es keine Freude im Leben erfahren wird! Das Kind wird es
nie anders kennen lernen und somit sehr gut damit zu recht kommen.Sehr interessanter Punkt! Nach dieser Argumentation wäre es auch interessant, das Töten von Tieren zu besprechen.
Von einem ethischen Standpunkt her ist das Verhalten der Ärzte richtig. Allerdings das der Ämter nicht. Das Kind durch gesellschaftlich moralischen Druck zu erhalten, dann aber durch das System nicht versorgen wollen, ist mehr peinlich als skandalös. Es bleibt eben die große Frage nach Leiden und Glück. So lange nicht im Vorraus potentielles Glück im anstehenden Leben des Fötus auszuschließen ist, sollte die Behinderung niemals der Abtreibungsgrund sein. Wenn, dann die wirkliche Entscheidung gegen menschliches Leben. Dies würde jetzt aber eine allgemeine Abtreibungsdiskussion geben. Und da könnte man sich wirklich den Mund fusselig reden.
-