Rasen oder Schleichen — Tempolimit auf der Autobahn, was denkt ihr?

Zitat von Basti

Findest du denn, dass neuerdings mehr Leute schnell fahren? Ich habe eher einen entgegensetzten Eindruck. Immer mehr fahren nicht mal mehr 120 und das sollte ja wohl jedes Auto mittlerweile spielend packen.

Im Berufsverkehr nicht aber die sich ein Auto aus Leidenschaft holen und Spaß am (schnellen) Fahren haben schon. Denn ist zumindest für viele noch ein Argument, eine Auto mit mehr PS zu holen um die, wenn die Möglichkeit besteht, auch auszufahren.
So wäre ein Argument weg. Allerdings kenn ich nicht die Zahlen aus NL zum Beispiel. Wäre interessant zu wissen, ob sich da weniger PS besser verkaufen bzw der Trend da hingeht.

Irgendwann sind wir dann alle nicht mehr lebensfähig, weil wir jede Möglichkeit, Verantwortung zu erlernen, wegen dem Risiko wegrationalisiert haben.
Jedes Risiko durch Reglementierung zu eliminieren... Was für ein langweiliges Leben...

Und das gilt nicht nur für den Strassenverkehr. Das gilt auch für Kindergärten, Spielplätze, Brandschutzverordnungen, zugefrohrene Seen, Lufträume, Sicherheitsverschlüssen, ...

Aber Tabak... Tabak ist erlaubt...

Ja, rational macht ein Tempolimit Sinn, und ja, es gibt am Ende immer das Totschlagargument des Sicherheitsgewinns.
Aber ich bin ein emotionales Wesen. Und ich will mir nicht jede Emotion durch Logik nehmen lassen. Ich will noch ein Risiko in meinem Leben haben. Ich will noch Freiheiten haben, und auch die Konsequenzen tragen.
Und ich glaube, da bin ich nicht allein.

... durch ein generelles Tempolimit würden jedenfalls die Autofahrer auch mal von der linken Spur kommen, die denken, weil sie ja schneller als alle anderen sind, könnten sie durchweg links fahren.
Das ist leider nicht so. Das erzeugt aber diese Spontanstaus.
Man rauscht auf der linken Spur mit gemütlichen 200 km/h vor sich hin und wundert sich, wenn vor einem einer hinter dem LKW mit knapp 100 km/h vorkommt.
Ich kenne beide Situationen. Ich fahre gerne konstant 140 km/h und auch, wenn frei ist bis 200 km/h. Aber eben nur, wenn frei ist. Da ich aber nur auf muntere 100 PS bei lächerlichen 120nm zurückgreifen kann, ist es mit der brachialischen Beschleunigung Essig.
Wenn jetzt alle ihre Geschwindigkeit der Situation anpassen, kann man entspannter reisen und kommt meistens schneller an.
In Luxemburg und Belgien komme ich stressfreier, sparsamer und schneller mit 120 km/h voran als in Deutschland mit freier Speedwahl.
Wenn man nämlich vorschriftsmäßig rechts fährt und muss dann einen LKW oder Schleicher überholen, brettern erst die nitorischen Linksfahrer vorbei.
Wenn alle etwa gleich schnell sind, kann man viel besser solche Hindernisse umschiffen.

Das Problem ist nicht ein Limit, sondern vielmehr die unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf der Rennbahn. Mit einem Limit kann man aber diese Differenzen besser anpassen oder warum gibt es Fusswege, Radwege und Strassen??

Zitat von Carlos1992

Irgendwann sind wir dann alle nicht mehr lebensfähig, weil wir jede Möglichkeit, Verantwortung zu erlernen, wegen dem Risiko wegrationalisiert haben.
Jedes Risiko durch Reglementierung zu eliminieren... Was für ein langweiliges Leben...

Und das gilt nicht nur für den Strassenverkehr. Das gilt auch für Kindergärten, Spielplätze, Brandschutzverordnungen, zugefrohrene Seen, Lufträume, Sicherheitsverschlüssen, ...

Aber Tabak... Tabak ist erlaubt...

Ja, rational macht ein Tempolimit Sinn, und ja, es gibt am Ende immer das Totschlagargument des Sicherheitsgewinns.
Aber ich bin ein emotionales Wesen. Und ich will mir nicht jede Emotion durch Logik nehmen lassen. Ich will noch ein Risiko in meinem Leben haben. Ich will noch Freiheiten haben, und auch die Konsequenzen tragen.
Und ich glaube, da bin ich nicht allein.

Nein, bist du nicht......

Ich find diese Diskussion doch ungewollt aufschlussreich.
Es ist also euer Begriff von Freiheit - "Freie Fahrt für freie Bürger". Ich will entscheiden können, wie schnell ich Auto fahre, dann bin ich frei? Na herzlichen Glückwunsch Freunde!

Schaun wir doch mal, wo der Freiheitsbegriff in diesem Land noch so eingeschränkt ist.

Fangen wir mal ganz einfach an, an einem Punkt, der mich sehr interessiert.
Rischtisch! Die Helmpflicht!

Isch chopper mir ja regelmäßig einen. Schön gemütlich mit der kleinen Drecksau oder der Queen durch das Harzgebirge einschließlich Umland. Feine Sache das! Wenn, bei sommerlichen Temperaturen nur der olle Helm nicht wäre.
Wäre schon mal cool, die Haare im Fahrtwind wehen zu lassen Freunde. Darf ich aber nicht! So frei darf ich in Deutschland nicht sein. Zu entscheiden, ob ich das Risiko eingehen möchte, mir die Birne einzudellen, nein das geht nicht! Ich darf im Prinzip noch nicht einmal entscheiden, ob ich mir ein Sommerhütchen auf die Murmel setze oder ein Aquarium. Gesetzgeber will Aquarium (na ja fast jedenfalls)
Und kommt mir jetzt nicht, das sei etwas anderes. Ist es nämlich nicht! Das ist etwas, wo der Staat meint zu wissen, was gut für mich ist.

Freie Haare für freie Moppedfahrer!

Wo bleibt euer Protest?

Ich finde die Diskussion bis jetzt sehr aufschlussreich.....

Zitat von Oppa Uwe

Wo bleibt euer Protest?

Uwe, da gibt es zwei Fehler in Deiner Forderung:

a) Du hast keine Haare mehr / na gut, noch 2
b) wir muessen uns auch anschnallen / das ist Freiheitsbeschraenkung

Zitat von Basti

Hmm ich habe da einen anderen Eindruck. Die schnellsten auf der Autobahn sind meistens Geschäftswagen mit in der Regel nicht mal mehr als 200 PS. Die tanken auf Karte und die interessiert der Verbrauch nicht. Die sind auch die größten, wenns um Drängeln oder rechts Überholen geht. Der Klassiker ist doch der Passat 2.0 TDI, der dir hinten an der Stoßstange klebt. Wie viel PS hat der? 150 vielleicht...

Sebastian

Haha stimmt. Wo du es gerade nennst fällt es mir auch auf. Die typischen Drängler auf der Autobahn sind wirklich irgendwelche Geschäftsleute mit ihren VW's. Diese sind meiner Meinung nach auch die schlimmsten (wenn man von Ausnahmen weg sieht).

Zitat von The Big Lebowski

Ich finde die Diskussion bis jetzt sehr aufschlussreich.....

DITO! Echt interessant

Wirklich sehr interessant hier. Ich denke auch dass gerade die Leute mit Firmenfahrzeugen meistens die schlimmsten sind. Dürften auch die sein, die am lautesten schreien wenn sie erwischt werden, weil ja ihr Job davon abhängt. Auf der Autobahn sind nach meiner Meinung beide Fahrergruppen gefährlich sind, die notorischen Raser und Dränglei aber auch die Schleicher und permanent Linksfahrer. Ich denke wie überall im Leben ist/wäre ein gesundes Mittelmaß die Lösung. Das Problem ist nur dass gesunder Menschenverstand beim Autofahren manchmal aussetzt und deshalb muss es Regeln geben an die sich jeder hält.

Ich möchte zwar auch ungern dass mir Vater vorschreibt was ich auf der Autobahn zu fahren habe (also komplettes Tempolimit), denke aber dass es wahrscheinlich sinnvoll wäre.

Zum Thema Helm:

Österreicher haben getestet, ob ein Helm oder eine Wollmütze sicherer sind. Dazu erklommen sie den höchsten Turm im Lande und warfen beides nach unten. Der Helm ging kaputt, die Wollmütze nicht. Somit ist bewiesen, dass ein Helm nicht sicher ist.

By the Way. Wir haben uns neue Fahrräder geleistet. Dazu jetzt auch einen Helm. Hatte ich vorher nie.
Sicherer ist der schon. Letztens hatte ich v_max 66 Km/h den Berg (10%) herunter.

Zitat von DogStar

Es ist auch definitiv sicherer, wenn ich meine Kinder beim Spielen mit Helmen und Protektoren ausstatte ...

Ich zieh sogar im auto nen helm an :ironie:

Wenn du mit deinem Fahrrad stürzt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dich ohne Helm schwer verletzt absolut und direkt kausal. Wenn du schnell fährst, heisst das noch lange nicht, dass du einen schweren Verkehrsunfall verursachst. Helmpflicht und Gurtpflicht - das kannst du miteinander vergleichen. Wenn du ohne Gurt einen Unfall baust, dann bist du sofort tot.

Und deswegen gibt es auch die Gurtpflicht. Das ist aber doch auch nachvollziehbar. Das kann auch der beste Autofahrer nicht ändern.
Und dass es nicht nur die Geschwindigkeit sein kann, zeigt doch das Ausland. Schwere Verkehrsunfälle passieren doch genau so in Holland, Österreich, Amerika...

Ein paar Zahlen dazu vom ADAC aus 2011
Es gab insgesamt 4.009 Verkehrstote.
Am häufigsten ereignen sich tödliche Unfälle auf Landstrassen. Ihr Anteil beträgt 61%.
Nicht tödliche Unfälle passieren am häufigsten innerorts. Vorfahrtsmissachtung und Auffahrunfälle sind hier die typischen Kandidaten. Allerdings wirken hier AIrbag und Gurt sehr gut.
Lediglich 11% der tödlichen Unfälle passieren auf der Autobahn. Und sogar nur 6% der gesamten Unfälle passieren auf der Autobahn.
http://www.adac.de/infotestrat/ra…en/default.aspx

Rein statistisch musst du also 1.4 Mio. km Autobahn fahren, bevor du einen Unfall hast. Und du musst stolze 490 Mio. km fahren, um einen tödlichen Unfall zu haben.

Da liegt meiner Meinung nach einfach der Fokus an der absolut falschen Stelle. Dann sollte man lieber mehr Leitplanken in die Kurven bauen, oder die Strafen bei Fahren mit Alkohol erhöhen. Das würde definitiv mehr bringen, und würde auch niemandem die Freiheiten beschränken.

Übrigens auch spannend: der ADAC spricht sich gegen eine Maut aus, denn sie bewirkt eine Subsitution zu Landstrassen, wo die LKWs dann schwere und tödliche Unfälle bauen. Aber das nur mal am Rande...

Zitat von Basti

Hmm ich habe da einen anderen Eindruck. Die schnellsten auf der Autobahn sind meistens Geschäftswagen mit in der Regel nicht mal mehr als 200 PS. Die tanken auf Karte und die interessiert der Verbrauch nicht. Die sind auch die größten, wenns um Drängeln oder rechts Überholen geht. Der Klassiker ist doch der Passat 2.0 TDI, der dir hinten an der Stoßstange klebt. Wie viel PS hat der? 150 vielleicht...

Zitat von Florian

Haha stimmt. Wo du es gerade nennst fällt es mir auch auf. Die typischen Drängler auf der Autobahn sind wirklich irgendwelche Geschäftsleute mit ihren VW's. Diese sind meiner Meinung nach auch die schlimmsten (wenn man von Ausnahmen weg sieht).

Zitat von Jarschi

Ich denke auch dass gerade die Leute mit Firmenfahrzeugen meistens die schlimmsten sind. Dürften auch die sein, die am lautesten schreien wenn sie erwischt werden, weil ja ihr Job davon abhängt. Auf der Autobahn sind nach meiner Meinung beide Fahrergruppen gefährlich sind, die notorischen Raser und Dränglei aber auch die Schleicher und permanent Linksfahrer.

Ich gehöre zwar selbst genau zu der Gattung "Firmenwagenfahrer", trotzdem geb ich euch recht, den Eindruck hab ich auch oft. Man kann das aber sicherlich nicht verallgemeinern, es gibt Firmen die sich die Durchschnittsverbräuche der 1%-Fahrer genau anschauen, wenn da welche höher liegen, und auch noch oft Knöllchen haben, kriegen die auch mal Haue. Es ist eh so, früher oder später kriegen sie die, und die Gefahr erwischt zu werden steigt mit der jährlichen Fahrleistung signifikant. Aber gut, wer gerne mit seinem Job spielt, ich denke das macht jeder nur einmal, bis die Pappe das erste mal weg ist.
Was ich selbst haße, ist drängeln, man kann in Deutschland sehr flott unterwegs sein, ohne dem vorrausfahrenden die Stoßfänger zu polieren, zudem kann man, wenn man vorausschauend fährt, in den meisten Situationen rechtzeitig vom Gas gehen.

Ich glaube aber nicht, das ein generelles Tempolimit der Weisheit letzter Schluß ist. Denn die aggressive Fahrweise der Deutschen, finde ich hier im Großraum New York genau so wieder, und hier gibt es Speed Limits genug, die Ursachen leigen also sicherlich ganz wo anders, und wahrscheinlich noch nicht mal wirklich auf der Straße.
Ich seh das wie Carlos, wieviel Eigenverantwortung soll man uns nehmen? Sollen wir zu nicht denkenden Lemmingen mutieren (naja, für die Regierung sicherlich eine Option), die sämtliche Verantwortung von einer Institution vorgelebt bekommen ohne wirklich noch selbst den Denkapparat einzuschalten?
Mein Gott, ich hab keinen Helm als Kind getragen, keine Protektoren oder sonst was, als ich den Führerschein gemacht habe, hatte ich kein ABS, ESP und wie der ganze Quatsch heißt, ich bin trotzdem vorzüglich groß geworden (sag jetzt bloß nix Rainer ), oder gerade deswegen?
Wenn ich adgegen die 18 jährige Tochter meines Cousin sehe, null Verantwortung können die tragen heute, trotz Abi :pillepalle:

Ach und nochwas ist mir aufgefallen:
Wenn ich die Zeit, die ich heute Nachmittag hier im Forum verbracht habe, stattdessen mit dem Studium verbracht hätte, dann wäre meine Durchschnittsnote am Ende wahrscheinlich höher, und damit habe ich durch meine Recherche über Unfallzahlen für den Rest meines Lebens auf eine bestimmte Summe Geld verzichtet, die ich ansonsten wegen meiner besseren Note an Gehalt bekommen hätte...
Blöde Wahrscheinlichkeitsrechnung

In diesem Sinne: Gute Nacht!