Hi,
mein Name ist Jim, und ich bin FO bei AmeriJet, einer Frachtairline aus Miami. Wir gehören mit zu den letzten Vollhonks auf dem Kontinent, die bei den Spritpreisen noch mit der Boeing 727 unterwegs sind. Naja, wenigstens hat man da noch was zu tun im Cockpit, nicht so wie die Computer-spielenden Kollegen auf der 737NG oder dem Airbus.
Heute hab ich eine der interessantesten Rotations zugeteilt bekommen: Es geht von Miami erst nach St. Maarten, von da aus nach Antigua und dann nach Melville Hall - der Platz ist bei uns in der Company berüchtigt. Warum? You'll see...
AJT823
MIA-SXM
B722
Es ist 4 Uhr früh in Florida, als ich am Flughafen bin. Im OPS schnell den Plan aus dem Drucker geholt, 15 Tonnen Fracht haben wir dabei, wir sind nahe am MTOW. Wenig später trudeln Mark, der Flight Engineer, und Ross, der Captain ein. Wir machen uns auf den Weg Richtung Tarmac. Und da steht sie, unsere alte Lady:
Mit der N905AJ haben wir heute die Ehre, eine von 5 verbliebenen 727 hier. Die Kiste ist eine 727-200Adv, hat also etwas mehr Payload als die Originale -200.
Wir zwängen uns zu Dritt ins Cockpit und nehmen Platz.
Mark wirft die Battery an und kümmert sich um seine Checks, während Ross und Ich nochmal die Route durchgehen.
Wir werden Miami auf der 27L verlassen, danach Vectors Richtung Virginia Key (117,1, Identifier VKZ) bekommen, was wir auf Radial 108 nach SKIPS hinter uns lassen werden. Auf dem Radial werden wir erstmal bleiben, bis wir dann das VOR Nassau empfangen. So geht es dann weiter über Grand Turk, das NDB Dorado in Puerto Rico und das VOR St Thomas nach Maarten.
Die Fracht ist eingeladen, und Mark bereitet alles für den Startup vor.
Die Kollegen auf der Ramp sind auch ready, dann mal Bremse los.
Dann machen wir mal Lärm! Start sequence ist 3-1-2, wobei wir die #2 erst 3 Minuten vorm Takeoff anwerfen müssen. Bei den Fuel Flows lassen wir uns sowas nicht zweimal sagen.
1 und 3 laufen, und wir fragen bei Ground nach Taxi.
Ab gehts.
Beim Rollen starten wir dann noch die Engine 2 im Heck, und paar Minuten später sind wir auf der 27L ready. Ich schiebe die Throttles auf halben Weg nach vorne, auf mein Kommando "Set takeoff thrust" greift Mark zu und gibt Gas.
Von Ross kommen die Speeds, 80,...V1,Rotate! Wir erheben uns in den dunklen Himmel über Florida.
Departure schickt uns in einer 180°-Kurve nach Westen zum VOR:
Eins muss man der alten Kiste lassen - Power hat sie mehr als genug. Wie ein heimwehkranker Engel steigen wir Richtung FL310.
Ich schalte den Aileron-Channel des Autopiloten ein, damit er mir den Kurs zum VOR hält, den Rest mache ich bis zum Cruise per Hand.
Eine wenig später geht auch endlich mal die Sonne auf:
Wir halten aufs Dorado NDB zu, Puerto Rico kommt in Sicht.
Über den US Virgin Islands wirds richtig hell.
Wir haben noch gut 100 Meilen bis zum Juliana VOR, als wir wieder in den Sinkflug übergehen.
Das Wetter in Maarten ist gut, ein paar Wolken und der Wind etwas kräftig aus West - wir fliegen natürlich die 09 an
Zwei Rot zwei Weiß? Nicht an diesem Platz - kurz vorm Touchdown lasse ich mich etwas unter den Path fallen, um den Leuten am Strand auch eine nette Show zu bieten. Die werden sich freuen, über etwas Lärm un halb neun Uhr morgens :beer:
Da wären wir! Jetz heißt es erst mal 1h25 Pause. Refuelen müssen wir noch nicht, JET A1 gibts sogar in Melville Hall. Wie auch immer das dahinkommt.
Während die Jungs draußen ein gutes Stück Fracht ausladen, gehen wir den kurzen Flug nach Antigua, zwei Inseln weiter, durch.
AJT823
SXM-ANU
B722
Es geht über die Pelican One Departure nach TIKAL, von da aus über das Bradshaw VOR outbound 122° zum Fix OMREL für den VOR-Approach auf die Piste 07 am Antigua Airport mit dem schönen Namen "V.C. Bird International".
Wir rechnen nicht damit, sonderlich lang zu taxeln, daher schmeissen wir sofort beim Pushback alle 3 Engines an und machen uns auf den Weg zur 09.
Am Holding Point heißt es erstmal Warten, und zwar sogar auf einen anderen Triholer:
Ross steuert das Flugzeug am Boden, und richtet uns auf der 2,2km Bahn aus:
CRZ Lvl ist für den 17-Minuten Flug nur 130. Kurz hinter Bradshaw werden wir auch schon wieder descenden.
Die Sicht ist recht gut, und so sind wir recht früh visual auf Antiguas 07:
Touchdown! Wie genial die 727 doch zu landen ist :streichel: Kein Wunder, bei den Flügeln.
Am Ende der Bahn vacaten wir und rollen zu unserer Position.
Das Terminal in Antigua ist einfach ein Eyecatcher:
AJT823
ANU-DOM
B722
Nach erneut 1h25 Aufenthalt geht es weiter nach Dominique, genauer gesagt zum Melville Hall Airfield.
Wir überfliegen Guadeloupe über das Pointe-a-Pitre VOR
Dann heißt es auch schon wieder Sinken. Jetzt wird es lustig: Melville Hall hat keine veröffentlichten Instrumentenanflüge, wir müssen also nach Sicht unseren Weg finden. Es gibt ein NDB am Platz, das wird aber auch nicht für Anflüge verwendet. Die Prozedur läuft folgendermaßen ab: Beim Erreichen von 7000' erbitten wir von PTP Radar das Canceln des IFR-Flugplans. Sofern VMC herrschen, können wir uns bei Melville Hall Tower melden und in die Platzrunde einfliegen.
Ein Blick auf die METAR bekräftigt unsere schlimmsten Vorstellungen: Die Piste 09 ist in Betrieb, bei 10 Knoten Wind genau auf die Nase.
ZitatTDPD 121100Z 09010KT 9999 BKN018 27/20 Q1018
Das heisst für uns, left-hand downwind for runway 09. Und der hat es in sich: Westlich vom Platz steigt das Terrain steil an, bis zu 1200' MSL hohe Hügel werden wir in der Platzrunde überfliegen. Dahinter erhebt sich ein Ungetüm namens "Mome Turner Ridge". Der Endanflug führt mit einem leichten Ost-Nordostkurs auf die Treshold zu, der direkte Weg ist für uns durch Gelände versperrt. Jegliche Meldungen der Tante aus dem GPWS werden wir also mal gepflegt ignorieren. Wer immer den Flugplatz dahin bauen musste, ein jeder Pilot bei uns könnte sich hochinteressante Foltermethoden für diesen Vollhonk ausdenken. Ich habe jetzt auch an den Controls nichts mehr verloren, und übergeben an den doch etwas erfahreneren Ross zu meiner Linken.
Wir drehen in den Final, sind zu hoch und zu schnell, ich warte nur noch auf Ross' Kommando zum Go-Around:
Falsch gedacht, irgendwie zwingt er die 727 runter:
Bei 1750m Piste ist nicht viel mit Flare, in die Eisen steigen ist angesagt:
Geschafft. Ohne Turning Pads wird auch das Wenden zur Herausforderung. Letztes Jahr sind die Kollegen dabei im Gras neben der Piste stecken geblieben:
Gekonnt manövriert uns Ross auf den winzigen Apron:
Mann, das war vielleicht wieder maln Trip...naja. Für uns geht es jetzt noch zurück nach Miami. Ich hoffe mal euch hats gefallen
Addons used:
Dreamfleet 727
LatinVFR Miami
Flytampa Maarten
TropicalSim Antigua
FS Antilles Group Mesh + Melville Hall Szenerie
Hde v2